DER CRASHKURS
: Orwell in Nordkorea

Nordkorea löscht nach der Exekution des Onkels von Machthaber Kim Jong Un die Spuren des Toten.

Wie ist das möglich?

Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA hat sämtliche Artikel über Jang Song Thaek, Onkel und Mentor des koreanischen Machthabers Kim Jong Un, der vergangene Woche überraschend hingerichtet wurde, löschen lassen. Zehntausende Artikel mit seinem Namen wurden von den Webseiten der Nachrichtenagentur und der Parteizeitung entfernt. Zuvor war er bereits aus archivierten Artikeln gestrichen, aus Fotos und Videos herausgeschnitten worden. Auch Übersetzungen sind verschwunden.

Woran erinnert das?

Genau, an den Roman „1984“ von Georg Orwell, in dem das Ministerium für Wahrheit die Vergangenheit manipuliert und an die aktuelle Linie der Partei anpasst, sodass in allen Aufzeichnungen die Partei immer recht hat und immer recht gehabt hat.

Ist „1984“ in Nordkorea erlaubt?

„Äh“, „oh“, antwortete ein Mitarbeiter der nordkoreanischen Botschaft in Berlin gegenüber der taz. „Ich weiß nicht“, sagte er schließlich und lieferte damit den Beweis, dass zumindest Botschaftsmitarbeiter nicht allwissend sind. WAHN