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: Schwedisch für Anfänger

Alle gucken Fußball. Auch die taz. Bis zum Ende der WM berichten wir täglich live von den Berliner Spielplätzen. Heute: Schweden – Paraguay beim Sonambiente

„Heute ist tote Hose“, sagt Kalle Laar, der im Foyer des Hauses der Berliner Festspiele hinter einem schicken Laptop sitzt. „Public viewing world cup sound art lounge“ heißt sein Projekt, das er im Rahmen des Sonambiente Klangkunstfestival veranstaltet.

Hinter diesem klingenden Namen versteckt sich vor allem eins: Fußball gucken. Zwar verspricht die Veranstaltung Installation und Soundart, aber außer schwedischem Radiokommentar zur ZDF-Übertragung und ein paar Calypso-Klängen in der Halbzeit passiert heute nicht viel. Das ist, so Laar, auch der besagten „toten Hose“ geschuldet. Etwa fünf Zuschauer haben sich nämlich nur zum Spiel Schweden gegen Paraguay hierher verirrt.

Kein Wunder, bei den tropischen Temperaturen draußen. Allerdings ist es drinnen im Foyer vor der großen Leinwand noch heißer. Nicht immer sei so wenig los wie heute, sagt Laar. Beim Brasilienspiel sei es zum Beispiel „auch richtig voll“ gewesen. Wie alle, die Public Viewing nicht im Biergarten anbieten, hofft er auf schlechteres Wetter.

Das Konzept ist recht ambitioniert. Zu den WM-Übertragungen wird ausländischer Radiokommentar geschaltet. Im Hintergrund sitzt ein Soundtüftler, der unter 1.800 Radiostationen aus der ganzen Welt Fußballübertragungen filtert. Das ist manchmal gar nicht so einfach, gibt Laar zu bedenken. Der iranische Kommentar sei zum Beispiel langweilig gewesen. Der Sprecher habe kaum etwas gesagt. Wenn es Kommentare in mehreren Sprachen gibt, werden Kopfhörer gereicht, und man kann zwischen den verschiedenen Sprachen hin und her schalten.

Tatsächlich ist es sehr entspannend, den Audiokommentar mal gar nicht zu verstehen. Die schwedischen Radiokommentatoren sind wirklich begeistert von ihrer Mannschaft. Jedenfalls hört sich das so an, auch wenn man kein Wort versteht. Und es wirkt: Sofort feuern die fünf Zuschauer die schwedische Mannschaft an, obwohl nur einer unter ihnen wenigstens Halbschwede ist. Der deutsche Miesmacherkommentator spricht nach dem Spiel, als wieder auf deutschen Ton umgeschaltet wird, von einem eher lauen Spiel. Das hätte hier keiner gedacht.

Unterdessen klärt der einzige Halbschwede im Publikum auf, warum alle schwedischen Spieler ein „son“ am Ende ihres Nachnamens haben. Früher hätten die Schweden einfach keine Nachnamen gehabt und mit der Kreativität der Nordländer war es nicht gerade weit her, als schließlich Nachnamen eingeführt wurden. Die meisten entschieden sich dafür, einfach den Vornamen ihres Vaters zu nehmen und ein „son“ daranzuhängen. „Deswegen heißen jetzt alle schwedischen Nationalspieler Wilhelmson oder Peterson“, sagt Christoph Gisel, der nicht nur Schwede ist, sondern auch Schweizer und gerade ein Praktikum in Berlin macht. Vom schwedischen Radiokommentar versteht man natürlich trotzdem nichts, aber immerhin hat man was gelernt. SEBASTIAN LEHMANN

The sonambiente public viewing world cup sound art lounge: Haus der Berliner Festspiele, Schaperstr. 24, Kassenhalle und Garten, jeweils 30 Minuten vor Spielbeginn bis 2 Uhr