Europas Effizienz besiegt Afrikas Schönheit

Die Elfenbeinküste, große Hoffnung des afrikanischen Kontinents, fliegt durch das 1:2 gegen die Niederlande aus dem Turnier

BERLIN taz ■ Sie gelten als die „Niederländer Afrikas“. Sie waren die Hoffnung des Kontinents bei dieser WM. Das Original aber zeigte ihnen gestern Abend in Stuttgart die Grenzen auf: Die Elfenbeinküste flog durch die 1:2-Niederlage vor 52.000 Zuschauern gegen die Niederlande aus dem Turnier. Dabei wollten die Afrikaner „die Lektion aus der ersten Partie“ gelernt haben, wie es Trainer Henri Michel ankündigte. Die erste Lehrstunde erteilte ihnen Argentinien beim 1:2 zum Auftakt. Jetzt bekamen sie ihre zweite: Es reicht noch nicht für die große Bühne, denn Schönheit gewinnt nicht unbedingt ein Spiel.

Respekt sei da, Angst aber fehl am Platz, sagte der niederländische Trainer Marco van Basten vor dem Spiel. Respekt hatten anfangs beide: Abwarten. Bloß keinen Fehler machen. Zumal Argentinien am Nachmittag den Einzug ins Achtelfinale schon als erstes Team in der Gruppe C klarmachte (siehe oben).

Die Niederländer aber nutzten die erste Chance: Robin van Persie knallte einen Freistoß aus 20 Metern in den Winkel des Torwartecks (23.). Vier Minuten später schon verwertete Ruud van Nistelrooy einen Pass von Arjen Robben zum 2:0. Die Elfenbeinküste aber kämpfte – und Didier Zokora setzte einen Distanzschuss ans Lattenkreuz (33.). Bakary Kone war in der 38. Minute erfolgreicher: Er zog aus dem Mittelfeld zwei Niederländern davon und ließ Torhüter Edwin van der Saar keine Chance. Die Ivorer hätten noch vor der Pause sogar den Ausgleich erzielen können, doch Didier Drogba, der nach seiner zweiten Gelben Karte im letzten Gruppenspiel gegen Serbien-Montenegro fehlen wird, vertändelte einen Konter trotz 2:1-Überzahlsituation.

Marco van Basten reagierte auf das Übergewicht der Westafrikaner: Er brachte Rafael van der Vaart, der in diesem Jahr noch kein Länderspiel bestritten hatte. Doch die Elfenbeinküste erhöhte die Präsenz. Emmanuel Eboué (54.) und Arouna Kone (58.) scheiterten mit Fernschüssen. Und Robin van Persie musste per Brust auf der Torlinie retten (77.). Die Spielverwaltung aber genügte den Niederländern zu einem Sieg der Effizienz – und zum Achtelfinale. TOK

Niederlande: van der Sar – Heitinga (46. Boulahrouz), Ooijer, Mathijsen, van Bronckhorst – van Bommel, Sneijder (50, van der Vaart), Cocu – van Persie, van Nistelrooy (73. Landzaat), RobbenElfenbeinküste: Tizié – Eboué, Kolo Touré, Meité, Boka – Zokora, Yaya Touré – Arouna Kone (73. Akale), Bakary Kone (62. Dindane), Romaric (62. Yapi Yapo) – DrogbaSchiedsrichter: Oscar Ruiz (Kolumbien)Zuschauer: 52.000Tore: 1:0 van Persie (23.), 2:0 van Nistelrooy (27.), 2:1 KoneGelbe Karten: Robben, Mathijsen, van Bommel, Boulahrouz / Zokora, Drogba, Boka