Westfale auf Zeit

Wolfgang Kirsch kämpft als neuer Direktor gegen die Auflösung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

Wolfgang Kirsch hat einen Job übernommen, den es nach dem Willen von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nicht mehr lange geben soll: Er ist neuer Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Bisher übernimmt der Verband für die Kommunen in Westfalen Aufgaben wie die Betreuung der Förderschulen für behinderte Kinder, der Psychiatrie oder der Kommunalwirtschaft. Nicht mehr lange – geht es nach der Landesregierung.

Das schwarz-gelbe Kabinett plant eine Verwaltungsstrukturreform, die die Zusammenführung der zwei Landschaftsverbände und fünf Regierungsbezirke zu drei größeren Behörden vorsieht. Einen Plan, den Kirsch entschieden bekämpfen will, wie er schon nach seiner Wahl ankündigte: „Ich habe nicht für das Amt kandidiert, um hier das Licht auszumachen.“ Eine Dreiteilung des Landes würde Westfalen zu einem Restfalen schwächen. „Das darf nicht passieren“, sagt er. Es gebe keine Überschneidungen bei den Aufgaben des Kommunalverbandes und der staatlichen Bezirksregierungen.

Besonders die Pläne der Landesregierung, eine eigene Behörde für das Ruhrgebiet zu schaffen, das bisher von drei Bezirksregierungen verwaltet wird, kritisiert er. „Das westfälische Ruhrgebiet gehört zu Westfalen und hat dort ein starkes Hinterland.“

Worte, nach denen man Wolfgang Kirsch fälschlicherweise für einen Westfalen halten könnte. Fast 20 Jahre leitete er die Verwaltung des Kreises Warendorf im tiefsten Münsterland, erst als Oberkreisdirektor, seit 1999 als Landrat. Und jetzt noch Westfale auf Zeit als Direktor des Westfälisch-Lippischen Landesverbandes (LWL), Chef des Verbandes also, der die frühere Trennung Nordrhein-Westfalens in Westfalen und das Rheinland weiter führt. Der LWL vertritt Westfalen, sein Pendant der Landschaftsverband Rheinland übernimmt den anderen Landesteil.

Aber der 56 Jahre alte Wolfgang Kirsch ist kein Westfale. Er ist in Frankfurt geboren und hat in Berlin und Bonn Jura studiert. Während dieser Zeit war er Bundesgeschäftsführer des Rings Christlich-Demokratischer Studenten. Erst 1987 kam er nach Westfalen, wo die Menschen ihn als stets lächelnden Landrat erlebten.

Im Kreishaus in Warendorf nannten sie ihn „Doc Smiley“. An seinem neuen Arbeitsplatz haben ihn die Mitarbeiter schon als zielstrebigen Menschen kennen gelernt, der sich eindeutig gegen die Pläne der Landesregierung stellt. Man sagt ihm nach, er sei Optimist. Eine Einstellung, die er in den kommenden Gesprächen mit der Regierung zur Strukturreform wohl brauchen wird.KATHARINA HEIMEIER