Walfänger verlieren Abstimmungen

Auf der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission erfährt Japan eine überraschende Niederlage. Der Antrag, Entscheidungen in geheimer Wahl zu fällen, wird abgelehnt. Walfangnationen erwägen nun, das Gremium zu boykottieren

AUS TOKIO MARCO KAUFFMANN

Bei der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) auf der Karibikinsel St. Kitts haben die Walfangbefürworter am Wochenende mehrere wichtige Abstimmungen verloren. Mit 33 zu 30 Stimmen wurde ein japanischer Vorstoß abgelehnt, der auf geheime Stimmabgabe in der IWC zielte. Ebenso scheiterte Japans Antrag, den Schutz von kleinen Walarten von der Agenda zu streichen.

Tokios Diplomaten hatten vor der Konferenz siegesgewiss angekündigt, man habe 36 der 70 IWC-Mitgliedstaaten von weniger strikten Schutzmaßnahmen für die Meeressäuger überzeugen können. Tierschützer befürchteten, das Kräfteverhältnis in dem ideologisch geteilten Gremium könnte erstmals zugunsten der Walfangbefürworter kippen. Zu Beginn der Konferenz stimmte Belize aber – entgegen den Erwartungen – zweimal gegen Japans Vorschläge. Auch mit den Stimmen von den Solomonen, von Togo und Gambia hatte Japan vergeblich gerechnet: Sie nahmen an den ersten Urnengängen nicht teil. Andere Länder aus dem Walfanglager tauchten auf der Konferenz erst gar nicht auf.

Der australische Umweltminister Ian Campbell sprach von einem „großen Sieg für die Wale“. Die Vertreter mehrerer Umweltschutzorganisationen äußerten sich jedoch vorsichtiger. Es seien bis zum Ende der Konferenz, am heutigen Dienstag, noch mehr japanische Vorstöße Japans zu erwarten.

Joji Morishita, der Chef der japanischen Delegation, spielte die Niederlage herunter: „Es fehlen einige Länder dieses Jahr, vielleicht schaffen wir es 2007.“ Um mehr Einfluss auf Debatten und Initiativen zu bekommen, versuchen die führenden Walfangnationen, Japan, Norwegen und Island, die Oberhand in der IWC zu gewinnen. Fernziel ist die Wiederzulassung des kommerziellen Walfangs. Das Moratorium könnte allerdings nur mit einer Dreiviertelmehrheit geknackt werden. Verschiedene Delegationen zeigten sich frustriert über die ideologischen Grabenkämpfe in der Kommission. Die Positionen beider Parteien seien festgefahren, meinte Bill Hoggart von der US-Delegation. Washington zählt zum Walschutzlager. Der niederländische Wal-Kommissar Giuseppe Raaphorst bezeichnete die IWC als „gescheiterte Organisation“, die keine Fortschritte erziele, sondern rückwärts gehe. Diese Einschätzung teilt sogar das gegnerische Lager: Japan sieht die IWC als „nicht funktionierend“.

Doch bereits bei den Konsequenzen, die jetzt aus der festgefahrenen Lage zu ziehen sind, endet der Konsens. Während die Walfanggegner eine Reform der Kommission fordern, deuten die Walfangbefürworter einen neuen Coup an: Sie könnten sich außerhalb der IWC organisieren.