„Nach wie vor tabu“

Diakonie bietet kostenlose Schuldnerberatungen an

■  lebt seit 1991 in Hamburg. Koning arbeitet als Projektleiterin in der Schuldnerberatung im Diakonischen Werk  Foto: privat

taz: Wie bleibt man schuldenfrei, Frau Koning?

Cordula Koning: Es gibt kein Patentrezept, denn unvorhergesehen arbeitslos werden kann jeder. Man müsste idealer Weise frei von Konsumschulden bleiben.

Das heißt ohne iPad und Auto leben?

Es ist ja gesellschaftlich gewünscht, dass wir uns verschulden – so funktioniert die Wirtschaft.

Wann wird Verschuldung zum Problem?

In diesem Fall sprechen wir nicht mehr von einer Ver-, sondern Überschuldung. An dem Punkt, wo das Einkommen nicht mehr reicht, um diversen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, kippt es.

Wie aktuell ist das Thema?

Brisanter denn je, denn seit der Wirtschaftskrise ist die gesamte Gesellschaft betroffen. Auch der Staat verschuldet sich immer mehr, Insolvenzverfahren sind heute gesellschaftlich akzeptiert. Trotzdem trauen sich viele nicht, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Verschuldung von Einzelpersonen ist ein Tabu-Thema. Deshalb machen wir ja den Tag der offenen Tür.

Wann ist eine Schuldenberatung notwendig?

Die Frage muss jeder für sich beantworten. Es gibt Leute, die können noch mit 100.000 Euro Schulden gut in den Tag hinein leben. Hat man aber täglich Angst, den Briefkasten oder die Haustür zu öffnen, sollte man sich Hilfe holen. INTERVIEW: ABA

10 bis 16 Uhr, Beratungsstellen: Königstraße 54, Wohldorfer Straße 7, Schiffbeker Weg 20