Kramladen Kirche

Evangelische Kirche von Westfalen entwickelt Visionen und Sparpläne. Zustimmung an der Basis

BIELEFELD taz ■ Eine Vision für die Kirche im Jahr 2020 hat der Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, gestern in einem Brief an die Gemeinden, der der taz vorlag, verschickt: In kirchlichen Bistros mit Poststelle, Brötchen- und Zeitungsverkauf werde sich das geistliche und gesellschaftliche Leben abspielen. Die kirchlichen Zentren würden zu „Knotenpunkten ländlicher Infrastruktur“ und „quirligen Mittelpunkten“ – auch wenn die Mitgliederzahl sinkt und die Zahl der Pfarrer von derzeit 2.100 auf 1.200 zurückgehen werde.

Der Weg dahin hat nach Ansicht von Präses Buß seinen Preis. Zurückgehende Mitgliederzahlen und die schlechte wirtschaftliche Entwicklung hätten schon jetzt zu leeren Kassen geführt. Vorschläge, um diese Lage zu entspannen, hat er den Adressaten seines Briefes in den Anhang geschrieben. Danach sollen Pfarrer Einbußen beim Gehalt hinnehmen und eher in den Vorruhestand gehen.

Pläne, die Hans-Werner Ludwig von der Basis-Initiative „Kirche braucht Zukunft“ zwiespältig bewertet: „Vom Volumen her werden die Einsparungen nicht ausreichend sein.“ Durch einen Pfarrer, der in den Vorruhestand gehe, spare die Kirche zwar im Jahr 30.000 Euro – „aber es fehlen auch hundert Prozent Arbeitskraft“, sagt er.

Dennoch bezeichnet er den Brief des Präses insgesamt als einen „Akt der Solidarität“. Den Vorschlag des Präses, die nicht mehr kirchensteuerpflichtigen Rentner um einen Beitrag zu bitten, nennt er „eine der großen Perspektiven“. „Wir müssen die Identifikation der Menschen mit der Kirche fördern und sie dazu bringen, sich freiwillig zu beteiligen.“ Die Landessynode, das oberste Entscheidungsorgan der evangelischen Kirche, stimmt im November über die Vorschläge ab. KATHARINA HEIMEIER