der kommentar
: Jetzt geht’s los – und zwar ganz neu

Es geht weiter, the survival of the fittest, das Überlebenstraining der Pistenblitze und Rasenflitzer. Auch nach dem ersten Hitzespiel von Klinsmanns Läufern am Dienstagnachmittag gegen Ecuador ist klar: Nur wem das Hämatokrit in zäher Menge durch den Körper fließt und wessen Mitochondrien die Produktion von Laktat nahezu eingestellt haben, der kann bei dieser Freiluftmesse Weltmeister werden.

Zwar hat Ecuador sich allem Anschein nach nicht mit letzter Konsequenz gegen die Niederlage gestemmt. Dennoch: Der Bundestrainer hat die Deutschen so widerstandsfähig gemacht, dass sie in der Vorrunde prompt alle Gegner aus dem Weg geräumt haben und mit einer nahezu makellosen Bilanz ins Achtelfinale gestürmt sind. Selbst gegen Ecuador schonte Klinsmann bis auf den leicht angeschlagenen Metzelder keinen Leistungsträger, und den Kapitän Ballack ließ er gar durchspielen. Er traut seiner Fußballelite leichtathletische Großtaten zu.

Mit diesem konditionsstarken und auch spielerisch überzeugendem Triplesieg in der Vorrunde hätten die wenigsten gerechnet. Kurzum: Die DFB-Elf hat sich mit Biss ins Turnier hineingespielt, sie kann sich jetzt schon mit dem üblichen Titel schmücken, dem der Turniermannschaft. Im ersten Ausscheidungsspiel darf dann am Wochenende weitergerannt werden, darf sich die Elf an weltmeisterlicher Euphorie berauschen, vor allem falls der nächste Gegner Schweden heißt – und nicht England. Die Skandinavier werden vom DFB-Trainerstab als der stärkere Rivale angesehen. Der umtriebige Sichter Urs Siegenthaler schwärmt von den Schweden und ihrer aufopfernden Laufbereitschaft.

Größere Teile der immer fröhlicher werdenden Zuschauer in Berlin haben am Ende den Namen des Bundestrainers skandiert. Aber Klinsmann weiß, dass das heute schon nicht mehr zählt. Die WM beginnt jetzt neu. Die bisherigen Begegnungen werden gelöscht. Sie haben nur noch statistischen Wert. Erst jetzt kommen die Spiele, die sein Trainerschicksal bestimmen sollten.

MARKUS VÖLKER