Japan zieht seine Truppen aus dem Irak ab

Die japanischen Streitkräfte beenden einen militärisch unbedeutenden, aber symbolträchtigen Einsatz

TOKIO taz ■ Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat gestern den Rückzug der japanischen Tuppen aus dem Irak angekündigt. Der Beschluss war erwartet worden. Koizumi sagte nach Gesprächen mit Vertretern der Regierungsparteien und der Opposition, der Abzug sei mit den Verbündeten abgesprochen. Seit Anfang 2004 sind 600 Soldaten in der vergleichsweise ruhigen Provinz Muthanna im Südirak stationiert. Sie halfen beim Wiederaufbau der Wasserversorgung und bildeten medizinisches Personal aus. Zwar ist der Einsatz von bescheidenen Proportionen, doch hat er hohe Symbolkraft. Denn Tokio schickte erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg Soldaten in ein Kampfgebiet.

Japans Beitrag sei von Iraks Regierung und Bevölkerung „sehr geschätzt“ worden, sagte Koizumi. Einen Abzugszeitplan nannte er nicht. Medienberichten zufolge gab der Verteidigungsminister aber bereits den Rückzugsbefehl. Die Operation soll im Juli enden. Koizumi versprach, Iraks Wiederaufbau weiter zu unterstützen. So sollen japanische Militärflugzeuge UNO-Personal in den Irak bringen.

Während des zweieinhalbjährigen Einsatzes wurde kein japanischer Soldat getötet oder verwundet. Einige japanische Zeitungen schrieben mit ironischem Unterton, das nur rudimentär bewaffnete Kontingent habe sich aus Sicherheitsgründen oft in seiner Basis in der Stadt Samawa verschanzt, geschützt von britischen und australischen Truppen.

Koizumis Engagement im Irak hatten Japans Opposition und weite Teilen der Bevölkerung abgelehnt. Sie sehen darin eine Aushöhlung der pazifistischen Verfassung. Im Unterschied zu Italien oder Großbritannien blieben öffentliche Proteste aber gering. Als 2004 drei japanische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gekidnappt wurden und die Entführer den Abzug der Japaner forderten, kam Koizumi unter Druck. Doch richtete sich die öffentliche Kritik mindestens zu gleichen Teilen gegen die Entführten, die sich ungebührlich einer gefährlichen Lage ausgesetzt hätten.

Koizumi, der im September zurücktreten will, schärfte wie kein anderer Premier vor ihm Japans sicherheitspolitisches Profil. In seiner mehr als fünfjährigen Amtszeit wurde die Kooperation mit den USA für ein Raketenabwehrschild intensiviert, ein jahrzehntealtes Waffenexportverbot aufgehoben und wurden Soldaten in ein Kampfgebiet entsendet. Der konservative Premier hält Tokios Verteidigungspolitik für nicht mehr zeitgemäß. Japan müsse auf neuartige Gefahren wie den globalen Terrorismus schnell und flexibel reagieren können und international eine aktivere Rolle spielen. Die pazifistische Verfassung genüge den heutigen Ansprüchen nicht mehr. MARCO KAUFFMANN