Eine Sportzeitschrift für Afrika

SPORT „African Challenge“ ist das einzige afrikanische Sportmagazin Deutschlands. Berichtet wird dreisprachig, vor allem über Fußball. Chefredakteur Tcheumeleu studiert Biotechnologie – doch Journalismus ist seine „Berufung“

„Man kann nicht über jemanden berichten, der die Sprache nicht spricht“

Hervé Tcheumeleu

VON JAN SCHEPER

Hervé Tcheumeleu hat viel zu tun. Der Chefredakteur von African Challenge – dem einzigen afrikanischen Sportmagazin Deutschlands – sitzt in den gelb-grün gestrichenen Redaktionsräumen und blickt angestrengt auf den großen Fernseher. WM-Vorrunde, Kamerun gegen Japan. Um Tcheumeleu, der afrikanische Landestracht trägt, haben sich einige Fans des zentralafrikanischen Staates gruppiert. Im Berliner Stadtteil Wedding leben fast 2.500 Afrikaner, in ganz Berlin sind es über 18.000.

Es wird getrommelt, geschrien und eifrig mit der Kameruner Landesfahne gewedelt. Doch weder afrikanische Rhythmen noch französische Flüche helfen: Kamerun verliert 2:0 gegen Japan. Zeit zum Trauern bleibt für Tcheumeleu keine, ein Fernsehteam wartet auf der Straße auf sein abschließendes Statement zum Spiel.

Eigentlich sei er nach Deutschland gekommen, um Biotechnologie zu studieren, habe dann aber den Journalismus für sich entdeckt. „Eine Art Berufung“, sagt der gebürtige Kameruner, „ich wollte etwas für ganz Afrika machen.“

2005 hat er die Zeitschrift Lonam gegründet, ein Gesellschaftsmagazin für die in Deutschland lebenden Afrikaner. Inzwischen hat die Zeitschrift eine Auflage von 10.000 Exemplaren und erscheint zweimonatlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bei African Challenge, dem Sportableger von LoNam, liegt der Schwerpunkt auf der Fußballberichterstattung, insbesondere wird über in Deutschland spielende afrikanische Fußballprofis und Amateure berichtet. Doch es spielen auch andere Sportarten wie Boxen oder Leichtathletik eine Rolle. So ergibt sich eine fundierte Mischung aus Interviews, Hintergrundinfos, Fotostrecken und Statistiken. Und weil nicht jeder der porträtierten Sportler Deutsch spricht, ist das Blatt dreisprachig. „Man kann nicht über jemanden berichten, der die Sprache nicht spricht. Also bieten wir neben der deutschen Artikelversion eine Zusammenfassung auf Englisch und Französisch an“, erklärt Tcheumeleu.

In der aktuellen Ausgabe finden sich neben der – natürlich ausführlich behandelten – WM in Südafrika auch Artikel zur vergangenen Bundesligasaison und eine Kolumne des ehemaligen VfL-Wolfsburg-Musterprofis Pablo Thiam. Platz ist auch für regionale Themen. So wie die Geschichte von Fabrice Oscar Djon, dessen Traum vom bezahlten Fußball früh krankheitsbedingt platzte. Der 24-jährige Ivorer wurde Lizenztrainer und betreut heute erfolgreich die U 17 des 1. FC Mönchengladbach.

Trotz kleiner stilistischer Mängel überzeugt African Challenge als unabhängiges Sportmagazin, das auf dem etablierten Markt neben Kicker, 11 Freunde und Co. bestehen kann. Seine Auflage liegt zwischen 5.000 und 6.000, wegen der WM hat man auf 10.000 Exemplare aufgestockt. Elf Mitarbeiter beliefern die Redaktion regelmäßig mit Geschichten. Direkt aus Afrika berichten vier ortsansässige Journalisten. Der Vertrieb läuft bundesweit über Bahnhöfe, Cafés und Afrika-Shops und ist – wie auch bei der Hauptmarke LoNam – ebenfalls auf die Schweiz und Österreich ausgedehnt. Die Finanzierung von African Challenge sei bis Ende 2010 gesichert, erklärt Hervé Tcheumeleu.

Die Frage, ob er sein Studium schon beendet habe, beantwortet er salomonisch: „Alles fertig, bis auf die Diplomarbeit.“ Man ahnt es schon, der Mann hat einfach zu viel zu tun.