nicht käuflich
: Passiv-Viewing

Zu der ganzen Diskussion um das Rauchen oder Nichtrauchen in öffentlichen Räumen möchte ich gerne mal was anmerken: Der ganze Quatsch kommt für die militanten Nichtraucher viel zu spät. Denn obwohl beispielsweise die Bundestagsabgeordneten Fritz Kuhn (Grüne), Carola Reimann (SPD) und Helga Kühn-Mengel (SPD) ein Rauchverbot für öffentliche Räume fordern, wird in den Public Viewing Areas oder den Fan-Meilen der FIFA gequarzt wie die Weltmeister. Vielleicht sollte mal jemand diesen Bürgerrechtlern erklären, was ein öffentlicher Raum ist, zumindest gehören Straßen und öffentliche Plätze dazu. Wenn es nach den dreien ginge, lohnte es sich nicht einmal, vom Restaurant aus auf die Straße zu gehen, denn dort soll Rauchen dann auch nicht mehr erlaubt sein.

Ist für die momentan laufende Fußball-WM ja auch ziemlich egal. Und bis Deutschland das nächste Mal den Zuschlag erhält, wird es wohl die schadstofffreie Zigarette geben, mit ordentlich Steuern drauf. Auf das Produkt mag auch Renate Künast in der aktuellen Debatte setzen: „Wir akzeptieren ja auch nicht mehr das stinkende Auto von einst.“

Aha. Also demnächst Fahrverbote für Spritfresser in öffentlichen Räumen, sprich auf allen Straßen außer privaten Wegen? Super. Beziehungsweise Diesel. Denn schließlich gibt es ja noch die erhöhte Besteuerung von alten Fahrzeugen oder das Oldtimer-Kennzeichen.

Das ist doch toll. Denn analog dazu könnten ältere Semester dann mit Schildern wie „Rauche schon seit meiner Flakhelferzeit im zweiten Weltkrieg und laufe immer noch“ in die Kneipe gehen. Wie Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) bei seiner vorerst letzten Fraktionssitzung der Bundes-SPD auch eine Ausnahmeregelung zugesprochen wurde. Als er ihr kürzlich von seinen Erfahrungen mit der großen Koalition von 1966 bis 1969 berichten sollte, stand ein Aschenbecher auf seinem Platz – dabei sind Fraktionssitzungen der Sozialdemokraten mittlerweile rauchfrei.

So wie seit Renate Künast kaum noch stinkende Autos Deutschlands Straßen befahren. Es sei denn zu WM-Zeiten, wo im öffentlichen Raum quasi alles erlaubt ist. Auch das Beflaggen von Autos mit Erzeugnissen der Petro-Chemischen Industrie, von dem ich Pickel bekomme. Was aber nicht daran liegt, dass ich keine patriotischen Gefühle hege, ich weiß schlicht nicht, wie man sie sich aneignet. Was mich aber stört ist der immense Spritverbrauch, der durch die künstlichen Bremser zustande kommt. Hat das mal jemand ausgerechnet? Jedenfalls wundert es nicht, dass man die Abfallprodukte der Mineralölindustrie ausgerechnet an Tankstellen massenhaft kaufen kann. Frau Künast handeln sie! Dann werden wir wenigstens Weltmeister im Energiesparen, was ja auch ehemals ein Ziel Ihrer Partei war. Oder ist eine Mahnung bei der schwarz-rot-goldenen Euphorie nicht angesagt? Schade, sie würde mich, auch was Ihre Partei angeht, mal wieder durchatmen lassen.