Heyes neue These
: Zündstoff, der nötig ist

Uwe-Karsten Heye, Exregierungssprecher und heute Vorsitzender des Vereins „Gesicht zeigen!“, hat wieder gesprochen – und erneut etwas gesagt, was gerne als „Zündstoff“ bezeichnet wird: Ursache rechter Gewalt sei unter anderem das Schulsystem. Zu früh finde die Trennung von guten und schlechten Schülern statt; überdies ließen altmodische und starre Unterrichtsformen zu wenig Platz für Eigeninitiative. Dies mache Schüler krank und aggressiv.

Kommentar von Alke Wierth

Nun werden wieder viele aufschreien. Doch die Debatte über Heyes Äußerungen zum Thema rechte Gewalt im Osten hat gezeigt, dass es sich lohnt, seine Thesen genauer zu betrachten.

Die Argumente, die Heye anführt, sind in anderen Zusammenhängen längst akzeptiert. Dass Schüler an Hauptschulen, deren Abschluss kaum noch einen Einstieg ins Berufsleben ermöglicht, zu gesteigerter Gewaltbereitschaft und zur Annäherung an extremistische Ideologien neigen, das haben in Bezug auf Schüler nichtdeutscher Herkunft mehrere Studien längst bewiesen. Dass dieser Frust auch in rechtsextreme Ideologie und Gewalt münden kann, liegt auf der Hand.

Man möchte Heyes Äußerungen deshalb wünschen, dass sie „Zündstoff“ sind – dass sie tatsächlich ebenso eine Sprengkraft in sich bergen wie seine vorhergehenden zu No-go-Areas im Osten. Denn dass Perspektivlosigkeit und ein extrem selektives Schulsystem wichtige Ursachen von Gewalttätigkeit sind – bei Rechten ebenso wie bei jungen Migranten –, darauf kann gar nicht oft genug hingewiesen werden. Deshalb ist es gut, wenn Herr Heye sich wieder mit solchem Zündstoff hervorwagt und damit genau das tut, was sein Verein fordert: Gesicht zeigen.

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