Wer wird Millionär?

MASSENVERANSTALTUNGEN Egal, um welches Großevent es in Berlin geht: Eine Million Menschen kommen angeblich immer. Aber ist das realistisch?

Marathon

„Rund eine Million Fans auf den Berliner Straßen“, jubelte der Sponsor BMW im September. Rechnen wir nach: Die Strecke ist 42,195 Kilometer lang. Würden eine Million Zuschauer kommen, müssten an jedem Meter rechts und links jeweils 12 Menschen hintereinanderstehen. Tatsächlich steht an vielen Stellen eher alle zwölf Meter ein Zuschauer. Selbst wenn auf jedem Meter rechts und links ein Besucher wäre, käme man insgesamt gerade mal auf 84.390.

Karneval der Kulturen

Gleich „1,3 Millionen Besucher“ erwarteten die Organisatoren dieses Jahr. Wie bei der Silvesterparty zählen sie aber alle Menschen, die im Laufe des mehrtägigen Straßenfestes auftauchen. Aber wie viele Zuschauer sind tatsächlich beim Umzug? Die Strecke ist 3,7 Kilometer lang, die Gneisenaustraße ist von Haus zu Haus bis zu 60 Meter breit. Macht maximal 222.000 Quadratmeter. Da hier immer viel in Bewegung ist, wird im Schnitt kaum mehr als ein Besucher pro Quadratmeter vor Ort sein. Mehr als 300.000 ist auch hier nicht drin.

Karneval

Auch hier schwärmten die Veranstalter einst von einer Million Besuchern. 2013 waren sie etwas realistischer und zählten nur noch 500.000. Tatsächlich dürften es maximal ein paar zehntausend gewesen sein. Für kommendes Jahr wurde der Umzug komplett abgesagt, weil die Sponsoren fehlen, die bekanntlich Veranstaltungen meiden, bei denen keiner kommt. Beim Karneval in Cottbus, sagen Kenner, sei mehr los. In Cottbus!

Loveparade

Längst Geschichte, aber immer noch die Mutter aller Berliner Massenevents. Zur mutmaßlich größten Technoparade im Jahr 1999 sollen laut Veranstalter 1,5 Millionen Raver gekommen sein. Hätten die Platz gehabt? Vom S-Bahnhof Tiergarten bis zum Brandenburger Tor sind es 2,7 Kilometer. Die Straße des 17. Juni ist 45 Meter breit. Das ergibt 121.500 Quadratmeter. Rechnet man den Großen Stern hinzu, kommt man auf rund 153.000 Quadratmeter. „Pickepackevoll“ nach der Definition von Harald Büttner wären vier Menschen pro Quadratmeter. Damit wäre Platz für 612.000 Menschen zugleich. GA