Die Kraft der Scheune

KLASSIK Das Schleswig-Holstein Musik Festival feiert in diesem Jahr sein 25. Jubiläum. Bekannt geworden ist es wegen seiner Klassik-Stars und seiner unklassischen Spielstätten

VON ANNE BAUMANN

“It‘s like coming home“, sagte der chinesische Pianist Lang Lang einmal nach einem Auftritt beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Lang Lang war in den vergangenen 25 Jahren häufiger zu Gast und ist immer wieder gerne gekommen. Gegründet wurde das Festival von dem deutschen Pianisten Justus Frantz und einer Handvoll Musiker, die zusammen mit ehrenamtlichen Helfern ein ganzes Bundesland und insbesondere die ländlichen Regionen zum Klingen bringen wollten. Mit viel Improvisationskunst gelang die Premiere. Heute wird nichts mehr dem Zufall überlassen.

Diverse entlegene Winkel in Schleswig-Holstein – seien es Gutshöfe, Pferdeställe, Scheunen – werden beim Schleswig-Holstein Musik Festival in Konzertbühnen verwandelt. Nicht nur das klassische Publikum haben die Festival-Macher im Blick – „Stöckelschuhe sind nicht geeignet fürs Land“, so Sprecherin Bettina Brinker. Das Festival wendet sich auch an Leute, die Konzertsäle sonst meiden würden.

Dem ersten Intendanten, Justus Frantz, gelingt es, das Festival bereits im Premierenjahr mit Musikern wie Leonard Bernstein oder Christoph Eschenbach zu besetzen. Pannen gibt es trotzdem – die Berliner Philharmoniker können fast nicht auftreten. Der Kirchenboden des Meldorfer Doms sei zu glatt, die Streichinstrumente könnten wegrutschen. Die rettende Idee kommt von Eva Albers, eine der vielen ehrenamtlichen Helfer. Sie macht sich auf die Suche nach Teppichstücken – und wird auf einem Dachboden fündig.

Noch im Gründungsjahr spricht Richard von Weizsäcker von einer „gigantischen musikalischen Bürgerinitiative“. Mitte der 90er Jahre wird der gemeinnützige Verein durch einen professionellen Festivalbetrieb ersetzt – die Konzertzahl ist von 90 auf 150 gestiegen. „Ehrenamtliche Gastgeber“ vor Ort bemühen sich darum, eine familiäre Atmosphäre unter Besuchern wie Musikern zu schaffen.

Mittlerweile gehört das Festival zu einem der bekanntesten in Deutschland. Nach wie vor steht es für ungewöhnliche Spielstätten – sieben kommen in diesem Jahr dazu, darunter auch eine Kartoffelhalle.

Bis 2012 soll der Zuschuss des Kultusministeriums von derzeit 1,7 auf 1,2 Millionen gekürzt werden. Einige Veranstaltungsorte werde man dann aufgeben müssen, so Brinker. Zurück zur Improvisationskunst, heißt es dann vielleicht.

10. Juli bis 29. August. Mehr zum Programm unter www.shmf.de