BURKHARD SCHACK, BANDLEADER: Der Zufallsmusiker
■ fand seine Berufung als Musiklehrer. Mit seiner Band Steinfisch spielt er vor 50 bis 100 LeutenFoto: Jörg Modrow
Eigentlich wollte er nie Gitarre spielen lernen. Trotzdem bekam Burkhard Schack eine zum neunten Geburtstag – sein Bruder wollte unbedingt eine und überredete die Eltern zu dem Geschenk. Schack verliebte sich in die ungewollte Gitarre und blieb ihr treu – bis heute: der 46-jährige Hamburger gewann gerade mit seiner Band Steinfisch einen WM-Songwettbewerb.
Seine erste richtige Band gründete Schack zusammen mit Michael Witt, als er 21 Jahre alt war. Die „Indians fall in Love“ wurden in Itzehoe und Umgebung schnell bekannt und beliebt. Die jungen Musiker zogen in ein leer stehendes Haus an der Autobahnausfahrt, bemalten die Wände und probten rund um die Uhr. Der nächste Nachbar war weit.
Leben konnte Schack von der Musik allerdings nicht. 400 Mark Gage für einen Auftritt blieben das höchste der Gefühle. Er absolvierte eine Banklehre, doch mit Krawatte und Anzug kam er sich verkleidet vor, und so studierte er dann doch noch Musik – und Mathematik, denn von der Welt der Zahlen konnte er nicht lassen.
Das Studium bedeutete das Ende seiner Band, dafür heuerte Schack nach einer Zwischenstation in Hamburg als Musiklehrer am Ludwig-Meyn-Gymnasium in Uetersen an – und lernte auf einer Chorreise in Frankreich seine Frau kennen. Am Strand von Saint-Malo fanden die beiden mit Gitarre und einer Flasche Wein zusammen.
Die Familie sei für ihn das Wichtigste, sagt Schack, der 2003 seinen alten Freund Michael Witt wiedertraf – und seine jetzige Band Steinfisch gründete. Zusammen improvisierten sie spontan mit deutschen Liedtexten, und in wenigen Tagen hatten sie die übrigen Bandmitglieder im Freundeskreis rekrutiert.
Etwa alle zwei Monate treten sie seitdem auf Festivals und in kleinen Clubs auf. Schack singt, schreib die Songs und spielt – natürlich Gitarre. Der WM-Song „Weiter Abschlag“ sollte eigentlich von Hamburg als Stadt des Fernwehs und der Weite handeln, sagt er. Der Fußballtext entstand spontan, sein Freund schickte ihn ein, ohne sein Wissen – und so ist auch der jetzige Erfolg nur ein Zufall.
WOLFGANG DENZLER
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