sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Donnerstag wird das linke Agit-Jahr im Café Cralle (Hochstädter Straße 10a, 20 Uhr) eröffnet, und zwar mit einer Solidaritätstrinkaktion. Das Bündnis „Hände weg vom Wedding“ lädt zum Tresenabend und versucht mithilfe der dort erzielten Einnahmen die Gentrifizierung des Wedding einzudämmen oder gar aufzuhalten. Denn bekanntlich ist der Wedding das nächste große Ding, der alte Arbeiterbezirk wird gerade von Künstler_innen und Hipstern übernommen und einer Funktion als Kapitalmaximierungsmaschine zugeführt. Loftbewohner werden folgen. Dagegen wiederum will das alteingesessene Café protestieren.

Am Samstag wird dann in der K9 (Kinzigstraße 9, 20 Uhr) politisch getanzt oder bouncend diskutiert, denn die Gipsy Mafia aus Zrenjanin ist zu Besuch und klärt über die Lage in Serbien auf. Wie arbeiten dort die politischen Kräfte mit Nationalismus und Rassismus, wie leiden akut neben Juden und Homosexuellen die Rom_nja – die zum Großteil in Gettos leben müssen, die Favelas ähneln – unter der derart aufgeheizten Politik und was kann dagegen unternommen werden? Kann es eine antifaschistische Bewegung in einem ehemaligen jugoslawischen Teilstaat geben, in dem nach dem Ende des Sozialismus der Antifaschismus geradezu verpönt ist? Was wird ein EU-Beitritt bringen? Wie wir wissen, hat sich die Situation der ziganen Bevölkerung in Bulgarien und Rumänien nach dem EU-Betritt dieser Länder nicht verbessert, in Ungarn ist ihre Lebenssituation sogar noch schlimmer geworden – wenn auch ohne aktives Zutun der EU. Die Rapper der Gipsy Mafia geben Auskunft, mit und ohne Beats.

Am Dienstag ruft die Gruppe Jimmy Boyle in die Erreichbar (Reichenberger Straße 63, 19 Uhr), um den Begriff der Gerechtigkeit auf seine Tauglichkeit „als vernünftiger Maßstab der Kritik“ abzuprüfen. Und das, man staune, anhand des Parteiprogramms der Kommunistischen Partei der Sowjetunion von 1961. Eisenerzharter Leninismus steht hier allerdings nicht zu befürchten, Theorie der anspruchsvolleren Sorte dagegen schon.

Am Mittwoch schließlich findet man sich im K-Fetisch ein (Wildenbruchstraße 86, 20 Uhr), um dort unter dem Titel „Apologie von links“ Kritik an Krisentheorien zu üben. Günther Sandleben wird dabei die Theorien und Prognosen von unter anderem Ernst Lohoff, Norbert Trenkle und Michael Heinrich untersuchen und schauen, inwieweit deren ausschließlich auf die Macht der Banken konzentrierte Analyse hinreicht, um ökonomisch mehr fordern zu können als sozialdemokratische Wirtschaftslenkung. Ein Thema, das nicht oft genug diskutiert werden kann.