Unbeirrbar gradlinig

Mit der Operation „saubere Hände“ rückt Maastrichts Bürgermeister dem organisierten Verbrechen zu Leibe

Wann immer im Dreiländereck Drogenpolitik und Kriminalitätsbekämpfung für Schlagzeilen sorgen, ist einer an vorderster Front dabei: Gerd Leers, Bürgermeister der Stadt Maastricht. Unablässig bemüht, Kriminellen, die ihre Geldgeschäfte an der Grenze zu Deutschland und Belgien abwickeln, ans Zeug zu flicken, hat der 54-jährige Christdemokrat jetzt seine Kollegen aus Sittard-Geleen, Heerlen, Valkenburg und Kerkrade auf eine gemeinsame Linie eingeschworen: Niederländische Justiz und Polizeibehörden können in Zukunft bei ihren Ermittlungen Datenbanken des Finanzamtes und der Steuerfahndung einsehen. Ein entsprechendes Abkommen wurde gestern unterzeichnet.

Die Maßnahme ist Teil der Operation „saubere Hände“, von der sich Leers und seine Kollegen eine größere Schlagkraft gegen das organisierte Verbrechen erhoffen. Nach Erkenntnissen der Polizei werden Hotels und Kneipen oft als getarnte Zentralen für Geschäfte mit Drogen und Prostituierten sowie zur Geldwäsche missbraucht. „Die Region ist nicht länger der Vergnügungspark für Verbrecher mit Koffern voller Geld“, begrüßte Leers, dem seit Amtsantritt 2002 die Polizeien der Region Süd-Limburg unterstehen, gestern den Willen zum gemeinsamen Vorgehen.

Was immer Gerd Leers auch anpackt – kein Thema ist ihm zu heiß. Ohne Skrupel lässt er etwa ein Roma-Lager vor seiner Stadt räumen, weil Bewohner Straftaten begingen. Oder er verhängt die Schließung von Coffeeshops, die gegen Auflagen verstoßen. Dabei ist der Wirtschaftswissenschaftler, der von 1990 bis 2002 für den christdemokratischen CDA im Haager Parlament saß, kein Hardliner, sondern vielmehr Pragmatiker. Er weiß, dass in der Region um seine Geburtsstadt Kerkrade tonnenweise Marihuana angebaut wird, das durch die Hintertür in die Coffeeshops gelangt, wo es dann „legal“ vertickt wird: vor allem an Konsumenten aus Deutschland, Belgien und Frankreich.

Repression allein führe da zu nichts, meint Leers. Und legt sich in dieser Frage gerne mal mit Hollands Regierung an, deren Vertreter ihn wegen seiner liberalen Haltung in Sachen Cannabis einen „drogenpolitischen Hasardeur“ schimpfen. Aber Leers bleibt unbeirrt bei seiner Linie. „Hollands Drogenpolitik ist scheinheilig“, sagt er. Wenn es schon Drogenkonsum und geduldete Verkaufsstellen in Holland gebe, müsse man auch Herstellung und Distribution legalisieren. HENK RAIJER