Wer schön sein will, kann leiden

Alle Jahre wieder wird mit dem Programm „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ der Forschergeist von SchülerInnen herausgefordert. In diesem Schuljahr ging es bei verschiedenen Projekten auch um die Risiken von Schönheitsidealen

Weißgebleichte Zähne, braungebrannte Haut und gefärbte Haare sind nur ein paar Methoden, gängigen Schönheitsidealen gerecht zu werden. Im Rahmen von „Jugend forscht“ setzte sich eine Gruppe SchülerInnen des Schulzentrums Ellener Feld mit den Risiken solcher Schönheitsideale auseinander.

Saskia (17) und Olga (18) interessierten sich für Hennamalereien auf der Haut. Als Naturprodukt gilt Henna als ungefährlicher Stoff. Dennoch rufen die Kurzzeit-Tattoos häufig allergische Reaktionen hervor, speziell wenn schwarze anstatt roter Hennafarbe verwendet wird.

„Ein Grund dafür könnte Phenylendiamin (PPD) sein“, erklärt Saskia. „Die Chemikalie lässt die Farbe schneller trocknen und dunkler erscheinen.“ In den Ländern der EU ist das Nerven- und Umweltgift PPD verboten. In Urlaubsländern, aus denen Hennatattoos häufig mitgebracht werden, jedoch nicht.

Saskia und Olga wollten es noch genauer wissen und untersuchten in Deutschland gekaufte Farbe auf PPD. Ihr Ergebnis: Auch hier ist der krebserregende Stoff enthalten. Da die Hennaprodukte aus der Türkei importiert werden, sind sie nicht an die gesetzlichen Bestimmungen gebunden.

Einen Preis bei „Jugend forscht“ konnten die Schülerinnen und Schüler mit ihren Arbeiten nicht ergattern. Dazu ließen sich die Projekte nicht eindeutig genug in die Kategorien „Biologie“, „Physik“ und „Chemie“ einteilen. Um Mediziner und Pharmazeuten von morgen dennoch zu fördern, soll der Wettbewerb im kommenden Jahr um die Preiskategorie „Gesundheit“ ergänzt werden.

Jasmin (17), Dajana und Lena (beide 16) forschten über die Schädlichkeit des Haarefärbens. Bei 2000-facher Vergrößerung stellten sie fest, dass das gefärbte Haar keine schützende Schuppenschicht mehr besaß. Die Folgen sind Spliss, Haarbruch und Glanzlosigkeit – Argumente, die die Schülerinnen dazu bewegten, künftig nur noch selten zu färben. „Wenn man jeden Monat färbt, sieht es irgendwann nicht mehr gut aus, sondern nur noch kaputt,“ erklärt Dajana. Dass die Färbemittel aromatische Amine enthalten, zu denen auch PPD zählt, ist ihnen fremd. Diese Stoffe können Allergien und Hautreizungen auslösen und verdoppeln das Blasenkrebsrisiko bei häufiger Anwendung. Und Blondierungen enthalten auch noch Wasserstoffperoxid, das zu Verätzungen der Kopfhaut führen kann.

Dass die Schülerinnen und Schüler sich nicht mit diesen Langzeitschäden von Schönheitsmitteln beschäftigt haben, mag enttäuschend klingen. Da zumindest die Teilnehmer des Projekts in Zukunft die Finger von Chemiekeulen jeder Art lassen möchten, bestätigt es jedoch sämtliche Präventionskonzepte für Jugendliche: Akute Schäden sind abschreckender als Langzeitfolgen. So bemüht sich auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung um junge Nichtraucher, indem sie ihnen gelbe Zähne und stinkende Klamotten vorhält. Lungenkrebs, Raucherbeine und andere Herz-/Kreislauferkrankungen liegen zu weit in der Zukunft, um Gegenargumente zu sein.

Die tauben Ohren ihrer Mitschüler für gut gemeinte Ratschläge haben Natalie und Jessica (beide 16) clever umgangen. Die Mädchen sind erschrocken über die Selbstverständlichkeit, mit der ihre Mitschüler im Schnitt zwei Mal wöchentlich ins Solarium gehen. Anstatt einer Aufklärung über das Hautkrebsrisiko fordern sie eine praktische Alternative: Kabinen, in denen Selbstbräunungslotion durch Feinzerstäubung den Besucher einnebelt und so eine gesundheitlich unbedenkliche Bräune erzeugt. Jessica Riccò