wm gucken mit
: … Tunesiern in Hamburg

Trommeln geht immer. Auch wenn die eigene Mannschaft so gar keinen Groove entwickelt und die Mädchen Sicherheitsabstand wahren. Ist man halt unter sich, in der Ingroup junger männlicher Tunesier, und singt zum Polyrhythmus einer einzigen Djembe: „Ukraine – nach Hause“. Monoton wie das Spiel, das auf der Großleinwand auf dem Hamburger Heiligengeistfeld vor sich hinflimmert und bei den jungen männlichen Tunesiern bewirkt, dass sie sich immer mehr der Djembe widmen und dem tief-gröhligen Gesang und dem Dichten neuer Textzeilen. Variation Eins: „Schewtschenko – nach Hause.“ Variation Zwei: „Ukraine – hasta la vista.“

Das hätten sie gerne, die tunesischen Fans, und sind dennoch in der schlechteren Ausgangslage: Nur durch einen Sieg gegen die Ukraine kann Tunesien noch das Achtelfinale erreichen. Danach aber sieht es nicht aus. Es sieht nach überhaupt nichts aus, was da auf der Riesenleinwand zu sehen ist und wie die tunesischen Jungs sich so immer mehr einigeln in ihre Fahnen und ihre Fantraube denkt man sich: Bitte ein Tor, egal für wen. Das könnte den Männerbund sprengen, in der Freude oder im Leid.

Denn direkt neben den jungen männlichen Fans stehen die jungen weiblichen Fans aus Tunesien. Sechs von ihnen sind vor dem Spiel auf die Bühne unter der Leinwand gegangen, haben Fahnen geschwenkt und mit Gaumen und Zunge einen Vogelruf imitiert, zu Ehren ihrer Mannschaft. Lange vor den Jungs waren sie auf den Platz gekommen und es sah zunächst so aus, als würde es ein tunesischer Girls-Day, ganz ohne Jungs. Wo die geblieben sind? „Die sind in Berlin. Die wollten uns nicht mitnehmen, weil die da mit anderen Frauen feiern wollen.“

Dann sind die Jungs doch noch gekommen, aber mit den Frauen feiern wollten sie trotzdem nicht. Wie zwei unterschiedliche Fanblöcke stehen männliche und weibliche Fans vor der Leinwand. Ihre Fahnen haben sie sich als Umhang über die Schultern gehängt und weil die Fahnen rot sind, muss man unweigerlich an Superman denken.

Prägend ist dieses Rot auch für das impressionistische Bild, das ein einzelner Maler mit Pinsel und Staffelei von der Fan-Menge malt. Mit dem Rücken zur Leinwand steht er da und sagt: „Wir sind von der Fachhochschule für Gestaltung und machen das hier zum ersten Mal. Und dann haben wir ausgerechnet gleich das langweiligste Spiel erwischt.“

Tatsächlich. Mit 0:1 verliert Tunesien dann doch. Und es tritt ein, was einer der tunesischen Fans in der Halbzeit angekündigt hat: „Wenn wir gewinnen, wird gefeiert. Ansonsten tote Hose.“ Kli