Eine Puppe unter Terrorverdacht

ÄGYPTEN Die Staatsanwaltschaft verdächtigt doch tatsächlich eine Puppe, die Muslimbruderschaft über einen Vodafone-Werbefilm zu unterstützen

AUS KAIRO KARIM El-GAWHARY

Zumindest in der Polit-Comedy scheint in Ägypten der Höhepunkt 2014 bereits in der ersten Woche erreicht. Die ägyptische Staatsanwaltschaft ermittelt offiziell gegen die Abla Fahita, eine in Ägypten populäre Fernsehpuppe, die den Muppets-Charakteren nachempfunden ist.

Auslöser der Ermittlungen sind Vorwürfe des selbsternannten Terroristenjägers und Verschwörungstheoretikers Ahmed Spider, eines Mubarak-freundlichen Jugendaktivisten, der im ägyptischen Fernsehen die Puppe bezichtigt hat, Terroristen kodierte Hinweis für zukünftige Anschläge gegeben zu haben. Das Ganze soll in einem Werbefilm des Telecom-Giganten Vodafone stattgefunden haben, der seit fünf Tagen auf dessen YouTube-Kanal im Internet zu sehen ist.

Ahmed Spider hält einen verzweigigen Kaktus für einen Hinweis auf die Vier-Finger-Anti-Coup-Bewegung der Muslimbrüder. Eine Weihnachtskugel soll dabei eine Bombe repräsentieren. Eine weitere Puppe, Mama Toutou, soll der Kode für die Muslimbruderschaft sein. Außerdem befände sich in dem Videoclip ein versteckter Hinweis auf einen geplanten Terroranschlag auf ein Einkaufszentrum.

Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Vertreter von Vodafone vorgeladen, um den Vorfall zu untersuchen. Vodafone selbst bezeichnet das Ganze als „irrational“. Bei dem Clip mit der Puppe sei es lediglich um Werbung gegangen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin traurig, dass wir inzwischen in unserem Denken dieses Level erreicht haben“, erklärte Khaled Hegazy, ein Sprecher der Firma Vodafone.

Ein neuer Höhepunkt wurde erreicht, als der ägyptische Fernsehsender CBC mit einer Doppel-Skype-Schaltung zwischen Ahmed Spider und der Puppe Abla Fahita aufwartete. Spider erklärt darin, die Puppe sei in Wirklichkeit eine Kreation des britischen Geheimdienstes. Abla Fahita bleibt ganz ruhig und antwortet: „Wenn man etwas nicht versteht, dann sucht der Kluge es zu verstehen und lernt. Der Rückständige sieht darin ein Teufelswerk.“

An einer Stelle der Schaltung sagt Ahmed Spider dann tatsächlich zu der Puppe: „Ich werde dich noch diese Woche hinter Gitter bringen“. Inzwischen kursiert auf Twitter bereits ein Hashtag # FreeFahita.