Raus in die Welt – aber wie?

WEGGEHEN Ein Auslandsaufenthalt stößt Schulabgänger oft aufs Wesentliche. Doch vor der Bewerbung empfiehlt sich die Recherche: zu sehr unterscheiden sich die Angebote

Nach Informationen des Europa Jugend Büros in Hamburg überschätzen die Organisationen vor Ort mitunter die Fähigkeit europäischer Jugendlicher, selbstständig zu arbeiten, während diese mitunter zu hohe Erwartungen an ihre Unterkünfte haben

VON JANTO RÖSSNER

Was mache ich nach der Schule? Diese Frage stellt sich irgendwann jeder Schüler, und die Antworten lassen sich relativ schnell eingrenzen: Studium, Ausbildung, Jobben und mal Gucken. Oder ein Auslandsaufenthalt.

Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten und zu lernen, gibt es viele. Die Schule ist aus und man wollte schon immer mal nach Papua-Neuguinea? Es reicht schon, sich ein bisschen im Internet umzusehen, und man stößt auf die unterschiedlichsten Angebote – von religiös inspirierten, bei denen man mit Gott im Herzen in die Welt hinausziehen kann, bis hin zu 20-wöchigen Psychologie-Praktika in Sydney für eine Vermittlungsgebühr von 6.000 Euro.

Warum ins Ausland?

Wer sich fernab von Pauschalreisen und touristischen Ameisenstraßen in einer fremden Kultur bewegen will, sollte darum an erster Stelle seine Motive kennen und sich erst dann mit dem Organisatorischen befassen. Denn einen Auslandsaufenthalt kann man aus vielen Gründen anstreben. Vielleicht will man sich sozial oder ökologisch engagieren, vielleicht aber auch seine Vita um den Punkt „interkulturelle Kompetenzen“ erweitern.

In jedem Fall geht es um die Erlangung eines Verständnisses für globale Zusammenhänge. Und ob man nun die Welt oder seine Chancen verbessern will: Jeder Auslandsaufenthalt erweitert den persönlichen Horizont, baut Berührungsängste ab, fördert eine differenzierte Selbstreflexion und stärkt das Selbstbewusstsein.

Welche Formen gibt es?

Doch welche Form des Auslandsaufenthaltes ist nun die richtige? Da wären zunächst einmal die Freiwilligendienste: das „Freiwillige soziale oder ökologische Jahr“ (FSJ/FÖJ), „Kulturweit“, „Weltwärts“ oder der „Europäische Freiwilligen Dienst“ (EFD). Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer Offerten.

Ein Praktikum ist ein Pluspunkt für die berufliche Qualifikation. Im Gegensatz zu den meisten Freiwilligendiensten wird ein Auslandspraktikum an den Hochschulen anerkannt.

Work & Travel ist unter den Abenteuerlustigen wohl derzeit die beliebteste Art zu reisen. Denn bei dieser Form arbeitet man, um das Weiterkommen zu bezahlen, statt ortsgebunden zu arbeiten.

Als Au-pair verbringt man seine Zeit meist im Haushalt einer Gast-Familie. Hier lernt man am besten die Sprache und die Gebräuche im Alltag kennen.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?

Ist die Frage der Form einmal geklärt, stellt sich die nächste: nach den Voraussetzungen. Feste Rahmenbedingungen sind bei den Freiwilligendiensten erst einmal Alter, Schulabschluss und Gesundheit. Zwischen 18 und 28 Jahren liegt üblicherweise die Altersgrenze. Meist ist mindestens die mittlere Reife mit abgeschlossener Berufsausbildung oder das Abitur Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung. Bei Praktika und Work & Travel variieren die Voraussetzungen je nach Betrieb. Allerdings wird ein „Working-Holiday-Visum“ nur bis 30 ausgestellt.

Wo kann ich mich bewerben?

Bewerben kann man sich bei den sogenannten Entsendeorganisationen. Grundsätzlich kann jede gemeinnützige Organisation, die Projekte im Ausland betreut, Entsendeorganisation sein. Zu solchen zertifizierten Vereinen gehören zum Beispiel die evangelische Diakonie, aber auch staatliche Organisationen wie der Deutsche Entwicklungsdienst DED. Eine andere Möglichkeit sind private Firmen, die nach Zahlung eines Honorars beispielsweise Fachpraktika vermitteln.

Was ist mit den Kosten?

Das Geld, das die Freiwilligendienste bezahlen, reicht meist vorne und hinten nicht aus. Deshalb weisen die meisten nicht-privaten Organisationen darauf hin, dass man sich einen „Unterstützerkreis“ aufbauen sollte. Die Aufenthaltszeiten liegen, je nach Angebot, zwischen zwei Wochen und zwei Jahren: Im letzteren Fall solle man sich einen Puffer anlegen.

Wann sollte ich mich bewerben?

Die Nachfrage für staatlich geförderte Auslandsaufenthalte ist groß! Ein Jahr im Voraus sollte man sich auf jeden Fall bewerben.

Wie kann ich mich vorbereiten?

Ob die Reise nach Europa geht oder in ein „Entwicklungsland“: Nach Informationen des Europa Jugend Büros in Hamburg liegt eines der größten Probleme in der schlechten Vorbereitung. Oft geht es dabei um Erwartungshaltungen: So überschätzen die Organisationen vor Ort mitunter die Fähigkeit europäischer Jugendlicher, selbstständig zu arbeiten, während diese mitunter zu hohe Erwartungen an ihre Unterkünfte haben. Auf jeden Fall sollte man wissen, dass man sich in einem fremden Kulturkreis auch in neue Rollen einfinden muss.