REISESTIPENDIUM: Auswertung des Erlebten
Hajo Schiff
Seit 1997 schickt der 1986 gegründete Verein „Neue Kunst in Hamburg“ alle zwei Jahre jüngere Hamburger Künstler auf ein fünfmonatiges Reisestipendium. Aus etwa 100 Bewerbungen hat der international tätige, in Berlin lebende Kurator und Autor Jakob Schillinger für die 13. Runde zwei Künstlerinnen, drei Künstler und ein Künstlerpaar ausgewählt. Die Installationskünstlerin und Betreiberin des „Beton-Galerie“-Projekts Christiane Blattmann setzte sich der Mega-City Mexiko-Stadt aus, um aus der Erfahrung der Desorientierung heraus etwas zu erforschen, was von hier aus geradezu als Science-Fiction erscheint. Mit dem im wirtschaftlichen Aufschwung wiedererwachten traditionellen Singvogel-Kult in Vietnam hat sich Annika Kahrs befasst. Hans-Christian Lotz hat in Athen eine Stahlbetonskulptur realisiert, die eher ein elektronisch ausgestatteter Unterstand für die Gegenkultur ist. Vor Ort in Skopje, Visoko, Grabela und Athen besuchte Adnan Softic die neuen Architektur-Phantasmen und betrachtet die komplizierten, teils merkwürdig überdrehten Geschichtskonstrukte auf dem Balkan, die Alexander den Großen und gar Troja in Beschlag nehmen. Jochen Weber reiste nach Israel. Dazu kommen Gerrit Frohne-Brinkmann & Philip Pichler. Die haben das ganze Konzept umgedreht, wie man es von Schülern von Prof. Andreas Slominski an der HfBK Hamburg erwarten kann: Sie wollten nur passiv reisen und schickten den Kurator nach Italien zu den „Weinenden Madonnen“ in Civitavecchia und Syrakus und verarbeiteten indirekt dessen Erforschung dieses seltsamen Phänomens. Alle Künstlerinnen und Künstler erhalten eine Einzelausstellung. Dafür stellen sechs Galeristen der Admiralitätstraße ihre Räume zur Verfügung. In der Galerie Holger Priess gibt es dazu die Künstler-Editionen und die Kataloge der Projekte.
Eröffnung: 10. 1., ab 18.30 Uhr. Räume der Galerien Katharina Bittel, Conradi, Karin Guenther, Mathias Güntner, Holger Priess, Produzentengalerie und Sfeir-Semler, alle Admiralitätstraße 71. Mi–Fr 12–18, Sa 11–18 Uhr. Bis 18. Januar
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