„Die Klagen haben rapide abgenommen“

In punkto Unterrichtsausfall hat sich viel verbessert, sagt die Vorsitzende der Landeselternschaft Gymnasien NRW

taz: Die Landesregierung hat dem Unterrichtsausfall vor einem Jahr den Kampf angesagt. Welche Bilanz ziehen Sie?

Gabriela E. Custodis: In den letzten Jahren erreichten uns sehr häufig Beschwerden über Stundenausfälle. Aber ich muss sagen: Die Klagen haben rapide abgenommen. Vieles hat sich da verbessert, es sind sehr viele Lehrer eingestellt worden. So hat sich der Unterrichtsausfall grundlegend verringert. Was es noch immer gibt, ist Fachlehrermangel. Darüber wird an Gymnasien noch geklagt. Aber im Grunde genommen ist die Lehrerversorgung an vielen Schulen sehr viel besser geworden.

Wie bewerten Sie die Qualität der Vertretungsstunden?

Die Lehrer gehen sehr viel sorgfältiger mit diesen Stunden um. Das heißt: Es wird nicht einfach nur ein Film geguckt, sondern es werden Konzepte erstellt. Die Situation hat sich auch hier grundlegend entschärft.

Aber dennoch fallen noch etliche Stunden aus. Was ist der Grund dafür?

Fachlehrermangel und Krankheit sind Gründe. Es gibt vielerorts veraltete Kollegien, in denen öfter längerfristige Erkrankungen auftreten. Wenn zum Beispiel ein Mathematiklehrer ersetzt werden muss, ist es nicht einfach, über das Programm „Geld statt Stellen“ einen Neuen zu bekommen.

Das neue Schulgesetz wurde Ende letzter Woche verabschiedet. Wie finden Sie es?

Positiv finden wir, dass die individuelle Förderung und die Förderung von guten Schülern jetzt festgeschrieben ist. Und wir begrüßen, dass die frühe Einbeziehung der Eltern in die Förderung der Schüler gegeben ist und so mehr auf den Dialog zwischen Eltern und Lehrern gesetzt wird.

Aber das Mitspracherecht der Eltern in der Schulkonferenz wird geringer. Lehrer, Schüler und Eltern haben nicht mehr gleich viele Stimmen.

Stimmt. Bei einer Abstimmung unter unseren Mitgliedern sprach sich eine große Mehrheit für den Erhalt der Drittelparität in der Schulkonferenz aus. Das heißt, die Stimmung an den Schulen ist, nachdem man das ein Jahr praktiziert hat, so, dass die Eltern diese Stimmenaufteilung positiv sehen.

Gleichzeitig wird die Konferenz aufgewertet, weil dort künftig die Schulleiter gewählt werden...

Das wird überall kontrovers diskutiert. Bei Beibehaltung der Drittelparität hätten wir das kritisch gesehen. Eltern und Schüler wechseln ja häufig. So wäre die Kontinuität der „Regierung der Schule“ nicht gegeben.

INTERVIEW: STEPHAN GROßE