Zeuge stiftet Unruhe

Ermittlungen um tödlichen Polizeischuss auf Kongolesen könnten neue Wendung bekommen

DORTMUND taz ■ Im Fall des in Dortmund von einem Polizisten erschossenen Kongolesen herrscht Verwirrung um einen Zeugen. In der WDR-Sendung „Cosmo TV“ vom vorvergangenen Sonntag hatte sich der Mann zu der Frage geäußert, ob der tödliche Schuss des Polizisten im April nötig gewesen war. Nach Ansicht des Zeugen habe es sich nicht um eine bedrohliche Situation für den Polizisten gehandelt, sagte der Rechtsanwalt der Familie des Kongolesen, Wolfgang Heiermann. Deshalb sei der Schuss nicht gerechtfertigt gewesen.

Die Bedeutung des Zeugen ist jedoch umstritten. „Der würde uns auch mal interessieren“, sagte der Dortmunder Oberstaatsanwalt Heiko Oltmanns der taz. Man versuche einen Mitschnitt der Sendung zu bekommen. Möglicherweise gebe der Zeuge dem Fall eine Wendung – „wenn er nicht ohnehin schon vernommen worden ist.“ Rechtsanwalt Heiermann verwundert die Verwirrung: „Der Zeuge ist in den Akten, wenn ich das richtig sehe. Ich kenne ihn ja nicht von Angesicht.“ Für ihn ist der Kern des Falls die Frage, wie es zu dem tödlichen Schuss kam.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte der Kongolese zunächst einen Kioskbesitzer mit einem scharfen Messer massiv bedroht. Dann sei er damit auf die beiden Polizisten losgegangen. Der Todesschütze habe den Kongolesen zwei Mal aufgefordert stehen zu bleiben, da er sonst von seiner Waffe Gebrauch machen würde. Danach seien die Schüsse in Bein und Brust gefolgt.

Geklärt werden muss nach Meinung von Rechtsanwalt Heiermann nun die Frage, wie es zu der Eskalation gekommen sei und ob die Polizisten angemessen gehandelt hätten. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

KATHARINA HEIMEIER