„El Shakas“ letzter Auftritt

In Mexiko und unter den mexikanischstämmigen US-AmerikanerInnen war Sergio Vega alias „El Shaka“ ein Superstar. Der dicke Mann mit Schnauzbart, Cowboyhut und den stets paillettenbehängten Hemden und Jacketts füllte auf seinen Tourneen Konzertsäle, seine inzwischen 13 CDs verzeichnen Rekordverkäufe. Mit seinen Liebesliedern einerseits und den Narcorridos mit Texten aus dem Drogenkrieg andererseits erreichte er die Menschen und baute eine riesige Fangemeinde auf.

Am Samstag endete die Karriere des 40-Jährigen: Auf dem Weg zu einem Konzert wurde sein Wagen an der Landstraße im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa von Unbekannten gestoppt. Aus unmittelbarer Nähe schossen sie ihm rund 30 Kugeln in Kopf und Brust. Eine Hinrichtung, wie sie im mexikanischen Drogenkrieg seit Langem an der Tagesordnung ist. Sein Beifahrer überlebte schwer verletzt.

Medien und Fans rätseln über das Motiv. Kurz zuvor waren Gerüchte laut geworden, Vega sei ermordet worden – nicht zum ersten Mal. In einem Interview mit der Unterhaltungsseite La Oreja dementierte Vega am Samstag: „Das passiert mir seit Jahren. Irgendjemand sagt einer Radiostation oder einer Zeitung, dass ich umgebracht worden sei oder bei einem Unfall umgekommen wäre. Und dann muss ich meine liebe Mutter anrufen, die es mit dem Herzen hat, und sie beruhigen.“ Stunden später war er tot – wie sieben andere Musiker aus der Narcorrido-Szene in den letzten drei Jahren.

Vega war das achte von 13 Kindern einer Familie, die Ende der 80er Jahre aus Mexiko in die USA emigrierte. In Arizona gründete er mit seinen Geschwistern die Band Los Hermanos Vega, später verschiedene andere Formationen. Der Stil war immer gleich: traditionelle mexikanische Rancheros mit Texten, die sich um Frauen, Liebe, Geld – und Drogen drehten. Genauer: Drogenhandel.

Oft besingen sie einzelne Drogencapos – zum Missfallen ihrer Rivalen. Oder sie berichten von Schießereien mit der Polizei oder von gescheiterten Versuchen, über den Rio Grande nach Texas zu gelangen. Die Lieder sind ein Abbild – der Realität wie der Sehnsüchte. Ihr Sänger ist jetzt von der Wirklichkeit brutal eingeholt worden. BERND PICKERT