LESERINNENBRIEFE
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Schlechte Tradition

■ betr.: „Pofalla wechselt in den Bahn-Vorstand“, taz vom 3. 1. 14

Öffentliche Unternehmen standen immer unter dem Verdacht, dass dort abgehalfterte Politiker auf lukrativen Posten in der Teppichetage endgelagert werden. Mit der Neuschaffung eines Vorstandspostens bei der Bahn AG speziell für Ronald Pofalla unternehmen Politik und die Bahn alles, um diese Vorurteile zu bestätigen. Das ist nach Schröder, Fischer, Wiesheu, von Klaeden und anderen ein weiteres Beispiel, wie die politische Klasse selbst eine gute Politikkultur unterhöhlt und der viel beklagten Politikverdrossenheit Vorschub leistet. Die Bahn soll Fahrgäste und Güter befördern und keine früheren Minister versorgen.

Mit der beabsichtigten Berufung von Pofalla in den Bahnvorstand setzen die Bahn und das Merkel-Kabinett eine schlechte Tradition fort, auf Führungsposten Menschen ohne Bezug zum Kerngeschäft der Bahn zu hieven. Soweit es um die Pofalla zugedachte Lobbytätigkeit in Brüssel geht, ist die Regierung in Berlin selbst gefordert. Immerhin ist die Bahn AG zu 100 Prozent in Besitz des Staates. In der neoliberal ausgerichteten EU-Kommission muss sich die Berliner Regierung dagegen wehren, dass die Einheit von Rad und Schiene unter einem Wettbewerbsdiktat zerschlagen wird.

NIKOLAUS GEILER, Freiburg

Gewinn ohne Verdienst

■ betr.: „Ist die Bahn besser als früher?“, taz vom 2. 1. 14

Die Artikel „Bahn besser oder schlechter“ finde ich ganz untazlich. Bahn besser: Die Bahn ist jetzt viel besser als die Reichsbahn (DDR). Ja klar und noch viel besser als die brasilianische Eisenbahn. Was für ein Vergleich? Die Bahn ist viel schlechter und viel teuer als früher (immerhin besser als die Reichsbahn!). Ich war mit drei Kindern allein auf die Bahn angewiesen – heute unbezahlbar – und habe, getrieben von einem gewissen Bahnfanatismus, alles mit der Bahn gemacht. Vor zwei Jahren habe ich das komplett aufgegeben und mir ein Auto gekauft. Und siehe da, ich fahre – sogar allein – viel preiswerter als mit der Bahn. Autosteuer und Versicherung zahle ich auch, wenn das Auto in der Garage steht.

Die Bahn mit ihrem Profitdenken hat enorme Kosten auf die Gemeinschaft abgewälzt. Man denkt immer, was die Bahn kostet! Man sollte sich fragen, was das „Nicht-Bahn-Haben“ kostet, mehr Straßen, Staus auf den Autobahnen, mehr Lärm, mehr Abgase, einen riesigen Verlust an Zeit und Lebensqualität etc. Deswegen könnte man die Bahn mit „Gewinn“ fahren lassen, auch wenn sie nichts verdienen würde.

Der Kommentar, dass die Bahnbehörde 40 Jahre gebraucht hat um den gleichen Schuldenstand wie die höchstbezahlten Manager in 18 Jahren zu erreichen, deckt einen Skandal auf und wirft ein schlechtes Licht auf die Qualität dieses Managements. Es erstaunt mich sehr, dass kein Politiker den Mut hat zu sagen: Leute, das war ein Griff in die Kloschüssel, lasst uns das rückgängig machen. Aber vielleicht die Nachricht von heute, dass Herr Pofalla in einen gut dotierten Posten im Bahnvorstand wechselt, liefert eine Erklärung dafür.

Wieder zur Bahnbehörde: Kein Vorstand mehr, normale Gehälter ganz oben, bessere Sicherheit für die Mitarbeiter ganz unten und besserer und preiswerterer Service für das Volk. Die Bahn ist schlicht schlecht gemanaget oder zumindest nicht im Sinne der Gemeinschaft, die eigentlich Eigentümerin der Bahn ist.

Ich fahre auf jeden Fall weiter mit dem Auto, verpeste die Luft, mache Lärm und verstopfe die Straßen und meide die Bahn, wo es nur geht, bis sie wieder ein Unternehmen wird, das „back to the roots“ geht, ein Unternehmen, das mit Steuergeldern und für die Gesellschaft als Ganzes aufgebaut worden ist und nicht unbedingt nur, um viel Geld zu verdienen. Den Gewinn der Bahn muss man gesamtgesellschaftlich sehen! Und nicht nur in Euros.

THEODORE COACHMAN ROMBAUER, Mering

Pestizide? Nein danke!

■ betr.: „Kohle? Nein danke!“, taz vom 2. 1. 14

Der nächste große Kampf der Umweltbewegung hat einen klaren Feind: Kohle. Das ist mehr als richtig. Eine weitere Zielrichtung müssen Pestizide sein. Sie vergiften ganzheitlich mit ihren persistenten, volatilen, endokrinen, enzymatischen, karzinogenen und synergistischen Eigenschaften die lebenden Zellen der Pflanzen, Tiere und Menschen. Sie sind Bestandteile von Futtermitteln und Lebensmitteln tierischer und pflanzlicher Herkunft und im Urin der Menschen.

Die Giftigkeit der Wirkstoffe ist in kleinsten Wirkdosen ohne Ausnahme schädlich für das Leben. Pestizidlandwirtschaft gehört abgeschafft. Das Gefahrensymbol bei der Kennzeichnungspflicht ist der menschliche Totenkopf für die Risikenkennzeichnung.

„Pestizide? Nein danke“ gehört in das Bewusstsein der Bevölkerung. FRIEDRICH HAALCK, Lehe

Befürchtung ist Unsinn

■ betr.: „IBAN-Kontenumstellung. Hilfswerke fürchten Spendeneinbruch“, taz vom 30. 12. 13

So ein Unsinn, die Befürchtung der Hilfswerke. Erstens ist mir kein Fall bekannt, in dem die automatische Umstellung nicht durchgeführt wird. Zweitens, die neue Kontonummer ist doch ganz leicht zu merken. Drittens, die BIC muss ab 1. 2. nicht angegeben werden, da in der Kontonummer die alte Bankleitzahl enthalten ist.

CHRISTIAN JAAX, Mülheim an der Ruhr