Weltläden brauchen Verjüngungskur

Viele Eine-Welt-Läden klagen über Mangel an Nachwuchs. Nun werben junge Engagierte für ihre Arbeit

BERLIN taz ■ Für Lisa Doppler ist der Weltladen ein Arbeitsplatz zum Wohlfühlen. „Die Atmosphäre ist total locker“, sagt die 20-Jährige. Zehn Stunden in der Woche verkauft sie fair gehandelte Produkte. „Ich wollte mich nach der Schule engagieren“, erzählt die Abiturientin. Deshalb absolviert sie zurzeit ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Aktionszentrum Dritte Welt in Osnabrück. Ihr Engagement ist selten. Die Weltladenszene, die auf ehrenamtlicher Mitarbeit aufbaut, hat Nachwuchsprobleme. Das zeigt eine vom Eine-Welt-Netz-NRW in Auftrag gegebene Studie.

Demnach sind die Mitglieder der Aktionsgruppen und Geschäfte mehrheitlich älter als 50 Jahre. „Die meisten Gründer sind noch mit dabei und haben die Fäden in der Hand“, sagt Jürgen Sokoll vom Eine-Welt-Netz. Jüngere hätten es schwer, ihren Platz in der Szene zu finden, die sich für weltweit faire Handelsbeziehungen einsetzt. Dabei begeisterten sich viele für das Thema „Gerechtigkeit“. Allein: Auch das Image spielt eine Rolle. Und, so meint Sokoll, „äußerlich sind viele Läden nicht so hip.“

Lisa Doppler will nun andere von den Eine-Welt-Läden überzeugen. Deswegen hat sie eine Internationale Jugendkonferenz in Salzburg mitorganisiert. Ab Freitag diskutieren dort rund 80 Jugendliche vier Tage lang über Welternährung und Globalisierung. Viele von ihnen arbeiten bereits in Weltläden. „Ich hoffe aber, dass auch Jugendliche kommen, die noch nicht engagiert sind“, sagt Doppler.

Um mehr junge Menschen zu gewinnen, haben der deutsche und österreichische Weltläden-Dachverband vor drei Jahren das Projekt „Fairjobbing“ gestartet, das auch Träger der Jugendkonferenz ist. Dabei werden etwa Praktika in fairen Handelsbetrieben vergeben. „Bei der Arbeit können Jugendliche viel lernen“, sagt Initiatorin Andrea Milcher. Sie stünden nicht nur hinter der Kasse, sondern machten auch Öffentlichkeitsarbeit. Vermittelt werden zudem mobile Verkaufsstände – Fair Trade Points. Damit können Schüler und Studierende Schokolade, O-Saft oder Schmuck verkaufen und über fairen Handel informieren. In Österreich gibt es inzwischen zwanzig Fair Trade Points. Von einer neuen Jugendbewegung will Milcher noch nicht sprechen. „Davon sind wir noch ein bisschen entfernt.“ Das Engagement habe aber deutlich zugenommen. GESA SCHÖLGENS

www.fairjobbing.de