: Mittelstand hat schlechten Stand
Vom Bau des Großflughafens profitieren nur Großkonzerne, fürchten die Grünen. Mittelständler aus der Region blieben außen vor. Alles Quatsch, sagt der Senat
Müssen die Kleinen beim Bau des Großflughafens draußen bleiben? Die Grünen und die Fachgemeinschaft Bau befürchten, dass mittelständische Baufirmen der Region keine Chance haben, einen Auftrag auf der Baustelle des Berlin Brandenburg International (BBI) zu ergattern. „Nur große Unternehmen kommen zum Zug, die dann billige Sub- und Subsubunternehmer beschäftigen“, sagte Franziska Eichstädt-Bohlig gestern, die Spitzenkandidatin der Grünen.
Dass der von den Länderchefs gerne als Jobmaschine gepriesene Airport der Baubranche Berlins und Brandenburgs nichts bringt, begründet Eichstädt-Bohlig mit der Auftragsvergabe: Die Flughafengesellschaft wird das 2,3 Milliarden Euro teure Mammutprojekt in 15 Losen ausschreiben. Wie Flughafensprecher Ralf Kunkel bestätigt, haben diese meist „ein Volumen von mehreren hundert Millionen Euro“ – als ein Los gilt etwa die Errichtung des Terminals.
International tätige Bauunternehmer wie Hochtief können solche Summen schultern, Mittelständler jedoch nicht. Die Grünen fordern in der heutigen Parlamentssitzung deshalb per Antrag, „verstärkt kleinere Lose bis 10 Millionen Euro Bauvolumen auszuschreiben“. Die Initiative ist ganz im Sinne der Fachgemeinschaft Bau, die 1.200 Mittelständler der Region vertritt. Hauptgeschäftsführer Burkhard Wenkel fürchtet, dass seine Klientel kaum profitiert – obwohl der Flughafen mit Steuergeld bezahlt wird und Berlin und Brandenburg neben dem Bund die Gesellschafter sind.
„Es ist unverständlich, dass auf der Baustelle Konzerne das Sagen haben, die zumeist mit gewerblichen Kräften zusammenarbeiten, die nicht aus der Region kommen.“ Denn wenn Hochtief einsteigt, kümmert sich der Riese nur um die Verwaltung, für die Arbeit auf dem Bau kauft er Subunternehmer ein. Dabei bekomme der Billigste den Zuschlag, sagt Wenkel. Und der zahlt seine Steuern vielleicht in Polen oder Spanien.
Die Wirtschaftsverwaltung blockt derlei Kritik ab. Ein solches Riesenprojekt in hunderte Mittelstandsaufträge zu splitten sei unwirtschaftlich, sagt Sprecher Christoph Lang. „Der Verwaltungsaufwand wäre immens. Die Banken, die die Kredite stellen, hätten das nicht genehmigt.“ Aufträge im mehrstelligen Millionenbereich müssen laut Gesetz sowieso europaweit ausgeschrieben werden.
Um Mittelständler dennoch auf den Bau zu holen, hat die Flughafengesellschaft in Zusammenarbeit mit Handwerkskammern ein Bieterverzeichnis eingerichtet. Firmen der Region können ihre Kompetenzen darin registrieren lassen. Die Generalunternehmer müssen prüfen, ob sie bei der Subunternehmer-Suche auf die Liste zurückgreifen – entscheiden aber selbst. „So haben hiesige Firmen eine faire Chance“, so Lang. ULRICH SCHULTE
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