Das schwedische AKW Forsmark zittert vor sich hin

SICHERHEIT Der Pannenmeiler des Konzerns Vattenfall hat nach Umbauten neue Probleme

STOCKHOLM taz | Vattenfalls schwedisches Unglücksatomkraftwerk Forsmark hat Probleme. Seit Wiederanfahren eines Reaktors Anfang des Jahres, dem ein umfassender Umbau vorangegangen war, sind unerklärliche Vibrationen bei den Turbinen und den Dampfventilen aufgetreten. Was den Betreiber nicht daran hindert, den Reaktor laufen zu lassen. Allerdings vorsichtshalber nur mit weniger als 40 Prozent seiner Leistung.

„Siemens hat es bisher nicht geschafft, diese Probleme in den Griff zu bekommen“, bestätigt Thomas Hägg, stellvertretender Informationschef der Forsmark Kraftgrupp. Forsmark 2 war im vergangenen Sommer abgestellt worden, um die Leistung dieses für einen Effekt von 990 MW konstruierten Reaktors auf 1.100 MW zu erhöhen. Dieses Hochfrisieren von nahezu allen der 30 bis 40 Jahre alten schwedischen Reaktoren hatte die Regierung in Stockholm auf Antrag der Betreiber und trotz Warnungen von Atomkraftexperten genehmigt.

„Die nächsten 10 bis 20 Jahre werden die gefährlichsten der schwedischen Reaktoren werden“, sagt der ehemalige Forsmark-Mitkonstrukteur Lars-Olov Höglund. Aus den in den sechziger Jahren entwickelten Konstruktionen noch mehr Leistung herauszupressen, sei „wie das Trimmen eines 40 Jahre alten Autos“. Sie könnten nie so sicher werden wie moderne. „Und das Zusammenmixen alter und neuer Komponenten führt faktisch zu einer erheblichen Senkung des Sicherheitsniveaus.“

Die aktuellen Probleme sind nicht die ersten, die nach solchen Umbauten aufgetreten sind. Im vergangenen Jahr hatte der dritte Reaktor des von Eon betriebenen AKW Oskarshamn nach vergleichbaren Umbauten ähnliche Probleme. Dass dessen Leistung um 20 Prozent auf 1.450 MW erhöht wurde, führte außer zu vibrierenden Turbinen auch zu Problemen mit der Funktion des Sicherheitssystem. Der Reaktor stand über ein Jahr ganz still und musste danach mehrfach erneut abgestellt werden. Angeblich hat man diese Probleme aber in den Griff bekommen. REINHARD WOLFF