„Mehr als eine Dia-Show“

AUSSTELLUNG Bremer Arbeitnehmerkammer zeigt Schmalfilme von Bremer Urlaubern aus den 60ern

■ Referent für Kulturpolitik und Stadtentwicklung bei der Arbeitnehmerkammer.

taz: Herr Frey, eine Nonstop-Schmalfilmausstellung klingt ein bisschen nach einschläfernden Dia-Abenden beim Nachbarn...

Thomas Frey: Der Reiz der Ausstellungsstücke ragt weit über das Niveau einer Dia-Show hinaus. Wir haben das Filmmaterial geschnitten, die Sequenzen mit Musik unterlegt, sodass keine Langeweile auftreten wird – auch wenn die meisten Filme keine Dramaturgie haben. Sie zeigen oft Dinge, die in der persönlichen Empfindung der Filmer wichtig erscheinen.

Wer sind die Filmer?

Bremer Familien oder Freundesgruppen, die in den 1960ern gemeinsam in den Urlaub gefahren sind. Ihre Ziele reichten damals von einer Bremer Parzelle über die Alpen bis nach Venedig.

Heute haben alle ungefähr die gleichen Urlaubsfotos. Sonnenuntergang, Strand, Berge – auf was haben die Menschen vor vierzig Jahren Wert gelegt?

Die Tatsache, dass man überhaupt in den Urlaub oder in ein anderes Land fahren konnte, war bedeutend. So kurz nach dem Krieg waren die Deutschen unsicher, wie man im Ausland auf sie reagieren würde. Ein Film zeigt eine Herrengruppe, alle in Anzug und Krawatte. So würde heute keiner in den Urlaub fahren.

Was war so besonders an einem Urlaub?

Das Überschreiten der Grenze an sich stellte etwas Außergewöhnliches dar. Damals mussten die Ausweise immer am Mann sein, die Leute standen Schlange vor den Grenzkontrollen. Heute ist das alles viel einfacher, Landesgrenzen zu übertreten ist zu etwas Alltäglichem geworden. INTERVIEW: MWA

Bis 25. 8, Arbeitnehmerkammer, Bürgerstraße 1