Röwekamp im Super-Looping

Eklat um Freimarkt-Achterbahn: Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) weist Marktamt an, erneut „Olympia-Looping“ zuzulassen – gegen das Experten-Votum. SPD stellt Koalition in Frage

von Armin Simon

„Eurostar“ oder „Olympia-Looping“? Beine frei schwebend in der Luft oder Beine im Wägelchen? Schiene unter den Füßen oder über dem Kopf? CDU-Innensenator Thomas Röwekamp, berichten Mitarbeiter, sei „dafür bekannt, dass er sich in jedes Fahrgeschäft setzt“.

Was die Achterbahn auf dem nächsten Freimarkt angeht, hat Röwekamp Prioritäten gesetzt. Per Weisung verdonnerte er diese Woche das Stadtamt, zum fünften Mal in Folge dem „Olympia-Looping“ der Schausteller-Firma Barth & Sohn KG die Zulassung zu erteilen. Dies sei das „attraktivste“ Angebot.

Das Amt, die Marktleiterin und die Mehrheit des Marktausschusses sind da ganz anderer Meinung. „Wir sind der Auffassung, dass wir nach vier Jahren ‚Olympia-Looping‘ dem Publikum einen Wechsel anbieten müssen“, sagte Stadtamt-Chef Hans-Jörg Wilkens der taz. Die Alternative – bundesweit gibt es nur zwei vergleichbare Fahrgeschäfte – heißt Eurostar, betrieben von der Firma Oscar Bruch. Die Achterbahn, bei der die Schiene über dem Kopf verläuft (siehe Kasten) sei „eines der besten Fahrgeschäfte“, sagt Wilkens.

Ähnlich sehen das auch die Vertreter von SPD und Grünen im Marktausschuss. Der sprach sich vor zehn Tagen mit vier zu zwei Stimmen für den Eurostar aus. Ein „uneinheitliches Votum“, wie Röwekamp bemängelte – und sein eigenes darüber stellte. Man müsse die Entscheidung „auf breite Grundlage stellen“, wie sein Sprecher versicherte.

Den Vorsitzenden des Ausschusses, der SPD-Abgeordnete Hermann Kleen, brachte das auf die Palme. Das Verhalten Röwekamps verstoße auch gegen eine Abrede, die man auf einer „koalitionsinternen Vorbesprechung des Marktausschusses“ im Januar getroffen habe, protestierte er gestern Morgen in einem dreiseitigen Brief, der der taz vorliegt. Röwekamp müsse daher „erläutern, wie wir zukünftig als Koalitionspartner miteinander arbeiten sollen“.

Kleen erinnert an diverse Parteispenden von Freimarkt-Schaustellern und die noch immer virulenten Vorwürfe, dass damit die Standplatz-Vergabe unrechtmäßig beeinflusst werden sollte. Auch im Interesse der Schausteller habe man sich daher um ein möglichst transparentes Verfahren bemüht. Röwekamps Auftreten als „Ober-Marktmeister“ mache diese Bemühungen zunichte. „Bis zum Vorwurf willkürlichen Handelns wäre es dann nur noch ein kleiner Schritt.“

Von einer „Gutsherrenart“ des CDU-Spitzenkandidaten sprach der Vertreter der Grünen im Marktausschuss, Reinhard Engel. Es könne nicht angehen, dass ein Senator Einzelfall-Entscheidungen treffe. „Ich hoffe nicht, dass da wieder Spenden dahinter stehen“, sagte er.

In CDU-Kreisen hieß es gestern, Kleens Brief sei eine „Frechheit“. Eurostar-Betreiber Bruch habe bis 2001 17 Jahre lang die Himalaya-Bahn, den Alpin-Express und seit 1998 den Eurostar auf dem Freimarkt aufbauen dürfen. Man wolle Konkurrent Barth nun die Gelegenheit geben, sich in einem „repräsentativen Zeitraum zu bewähren“, sagte Röwekamps Sprecher. Im nächsten Jahr solle dann „ergebnisoffen“ entschieden werden.