Stahlwerker fühlen sich sicher

Eine Fusion der Konzerne Mittal und Arcelor bedroht in Hamburg keine Arbeitsplätze, vermutet der Betriebsrat. Hier sei das Personal bereits auf ein Minimum reduziert worden, und auch am Absatz hapere es nicht

Die mögliche Fusion der Stahlkonzerne Arcelor und Mittal macht dem Betriebsratsvorsitzenden des Hamburger Werks, Harry Schmidtmeyer, keine Sorgen. Die Produktivität in den deutschen Werken sei sehr gut, die Belegschaften seien nicht weiter auszudünnen, sagt er. Allenfalls könne das Hamburger Werk aufgrund seiner geringen Größe irgendwann uninteressant werden.

Die Hauptversammlung von Arcelor wird heute in Luxemburg darüber entscheiden, ob sie das Übernahmeangebot des Mittal-Konzerns annimmt. Mit der Fusion entstünde der mit Abstand größte Stahlkonzern der Welt (taz berichtete). Die Hamburger Stahlwerke gehören zu Mittal, die Bremer Stahlwerke sind Teil des Arcelor-Konzerns.

Mengenmäßig spielen die beiden Werke kaum eine Rolle: In Bremen arbeiten 3.700 von 93.000 Arcelor-Mitarbeitern, in Hamburg gerade mal 600 von über 200.000 Mittal-Leuten. Die Hamburger erzeugen rund 2,4 Millionen von insgesamt 63 Millionen Tonnen Mittal-Stahl im Jahr.

„Man wird natürlich als so kleines Werk wie wir irgendwann unbedeutend werden“, sagt Betriebsrat Schmidtmeyer. „Aber solange das, was wir liefern, erstklassige Qualität ist, werden wir uns keine Sorgen machen müssen.“ Die Hamburger stellen Stahl von besonders reiner Qualiät für Spezialprodukte her, etwa für Klaviersaiten, Schweißdrähte und Reifeneinlegedraht. Letzterer muss sich in einem Rutsch von mehr als fünf Millimetern Dicke auf weniger als einen Millimeter ausziehen lassen, ohne zu reißen.

„Wir liefern mehr als 100 Qualitäten“, sagt Schmidtmeyer stolz. Die Produkte würden für die Kunden maßgeschneidert und könnten auch in kleinen Mengen hergestellt werden. Hier werde der kleine Zuschnitt des Hamburger Werks zum Vorteil. „Wenn der Kunde was braucht, uns wenn‘s nur 20 Tonnen sind“, kriegt er sie.

Dabei ist sich der Betriebsrat im Klaren darüber, dass die Frage, ob eine Fabrik Gewinn abwirft, nicht über deren Fortbestand entscheidet. So wurde etwa das Hamburger Aluminiumwerk vor einem halben Jahr geschlossen, obwohl sich ein neuer Betreiber gefunden hatte. Den Vorwand für die damalige Schließung lieferten die hohen Stromkosten – ein Problem, mit dem auch das Stahlwerk zu kämpfen hat. „Die Strompreise werden uns eher zum Verhängnis werden, als die Zusammenführung von Arcelor und Mittal“, sagt Schmidtmeyer. Mit dem Betrag, der in diesem Jahr mehr für Strom ausgegeben werden müsse, würden sich die Löhne bezahlen lassen. GERNOT KNÖDLER