Festung Sotschi: Nichts soll schiefgehen

OLYMPIA Vor Beginn der Winterspiele verschärft die Regierung die Sicherheitsvorkehrungen – vor Ort, an den Grenzen, in der Luft

MOSKAU taz | Nur noch knapp vier Wochen bleiben bis zum Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi am 7. Februar. Nach den Bombenattentaten zum Jahreswechsel in Wolgograd versuchen die russischen Behörden erneut, all jene zu beschwichtigen, die um die Sicherheit der Veranstaltung besorgt sind: Immerhin finden die Spiele in einem Gebiet statt, das die International Crisis Group 2012 noch als das gefährlichste im europäischen Einzugsgebiet klassifizierte. Deshalb hat die Regierung am 7. Januar für das Gebiet um Sotschi ein Sonderregime erlassen, das bis zum Ende der Paralympischen Spiele am 21. März in Kraft bleibt.

Für die Bewohner der abtrünnigen georgischen Republik Abchasien heißt es bis dahin: „Wir müssen draußen bleiben.“ Russland ließ die Grenze zum Nachbarn, dem es 2008 die staatliche Unabhängigkeit schenkte, hermetisch abriegeln.

Auch an der administrativen Grenze zur nordkaukasischen Republik Karatschajewo-Tscherkessien (KT) stehen russische Grenztruppen in den Bergen. In die Hochgebirgsregion der Republik hatten sich in den Vorjahren verschiedene islamistische Zellen zurückgezogen.

Autofahrer müssen ihre Fahrzeuge auf Parkplätzen abstellen, die mindestens 100 Kilometer vom Zentrum des Olympiaortes entfernt sind. Motorisierte Besucher aus anderen Regionen werden nicht einmal in den Großraum Sotschi vorgelassen. Rund 37.000 Polizisten sind damit beschäftigt, das Gebiet abzuschirmen. Aus der Luft werden sie von 12 Drohnen unterstützt, unten sind überdies 5.500 Videokameras im Einsatz. Mehrere S-400 Boden-Luft-Raketen stehen bereit, um potenzielle Angriffe aus der Luft abzuwehren.

Auf einer Luftwaffenbasis sind Kampfjets vom Typ SU-27 abrufbereit. Die Überwachung des Meeres und der Küste vor der Stadt übernehmen unterdessen Patrouillenboote des Geheimdienstes FSB. Insgesamt sollen 50.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein. Experten vermuten unterdessen, dass der Geheimdienst FSB mit seinem neuen technischen System Sorm nicht nur Mobilfunkverbindungen und E-Mails überwachen will, sondern auch Chats und Messengerdienste im Internet.

Ein wichtiger Beobachter ist jedoch auch die Bevölkerung, die seit Wochen zur Wachsamkeit angehalten wird. Mit 3 Milliarden Dollar investierte der Kreml in die Sicherheitsmaßnahmen so viel, wie manche früheren Spiele insgesamt gekostet haben.

KLAUS-HELGE DONATH