Hirnforscher …

… Eric Kandel, in Wien am 7. November 1929 als Kind von Charlotte Zimels und Hermann Kandel geboren, musste 1939 mit seiner jüdischen Familie in die USA emigrieren. Zunächst mehr an den Fächern Geschichte, dann an den Befunden Sigmund Freuds interessiert, wandte er sich schließlich den biologischen Grundlagen des Psychischen zu.

Kandel avancierte im Laufe der Jahre zu einem der prominentesten Hirnforscher. Im Jahre 2000 erhielt er mit zwei Kollegen für ihre Entdeckungen zur Signalübertragung im Nervensystem den Medizin-Nobelpreis.

Kandel zählt innerhalb der Neurobiologenszene zu den mächtigsten Fürsprechern einer stärkeren Beschäftigung mit den Resultaten der Psychoanalyse: Was Freud ergründet habe, werde durch die neurobiologische Forschung weitgehend bestätigt.

Sein neues Projekt widmet er konkret der Arbeit an einer Alterspille: Ob sich ein Stoff entwickeln lasse, der Menschen hilft, im Alter nicht das Gedächtnis einzubüßen.

Kandel, weiterhin an der Columbia Universität in New York tätig, sammelt mit seiner Frau Denise Kunst, vor allem Werke des österreichischen und deutschen Expressionismus.

Literatur I: Eric Kandel, „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“. Siedler, München 2006, 450 Seiten, 24,95 Euro; Eric Kandel, „Psychiatrie, Psychoanalyse und die neue Biologie des Geistes“. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, 340 Seiten, 28 Euro

Literatur II: Zur Dekonstruktion dessen, was die Neurobiologie für die menschliche Selbsterkenntnis des Psychischen kategorial nicht leisten kann, empfiehlt sich die exzellente Studie zum Erinnerungsdiskurs aus psychoanalytischer Sicht, die Habilitationsschrift der Autorin Ilka Quindeau: „Spur und Umschrift“. Wilhelm-Fink-Verlag, Paderborn 2006, 238 Seiten, 39,90 Euro JAF