KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER INTERNATIONALE GIFTMÜLL-TRANSPORTE
: Riskante Art des Tourismus

Schon wird die tödliche Fracht mal eben um den halben Globus geschifft

Es klingt absurd und ist es auch. Gefährlicher Sondermüll aus Australien – weiter weg geht kaum – wird um die halbe Welt gekarrt um schließlich auf einer Nordsee-Ferieninsel unschädlich gemacht zu werden. „Wer hat sich das bloß ausgedacht?“, fragt sich nicht nur der Laie.

Doch Logik zählt hier nicht. Der Handel ist globalisiert, auch der mit Müll. Keine Verbrennungstechnologien hier, unausgelastete Kapazitäten da – schon wird die tödliche Fracht mal eben um den halben Globus geschifft, ganz unbemerkt von der Öffentlichkeit. Denn wieder einmal sind es nicht die Behörden, die die Menschen über die Auswüchse des Müll-Tourismus informieren, sondern eine Umweltorganisation, die den Abfalltransporten auf der Spur ist.

Die Verantwortlichen, die Gifte herstellen, aber sie nicht ortsnah umweltunschädlich entsorgen können, sind scheinbar weit weg und die hiesigen Behörden können nicht sagen, welchen Wege das Pflanzengift geht. Das mindeste aber, was im Umgang mit den Ultragiften erwartet werden kann, ist größtmögliche Transparenz. Dass das Kieler Umweltministerium hier nur zäh auf Nachfrage reagiert, zeigt, dass die Landesregierung ihre Lektion aus den Müllskandalen der Vergangenheit nicht gelernt hat. Der Tourismus-Magnet Schleswig-Holstein könnte so schnell zum Anziehungspunkt für einen Tourismus der gefährlichen Sorte werden.