katis kühne kapriolen
: Die schönsten Bilder liefert das Heldendrama

Voilà, zwei Heldendramen, und ein Spiel, das sie entscheidend wenden wird. Die Antagonisten Zidane und Ronaldo haben das Turnier bislang perfekt zur Exposition genutzt. Denn wenn eine Heldengeschichte spektakulär gut enden soll, sollte sie nicht schon spektakulär strahlend beginnen. Was wäre kühn an einem Helden, dem alles zufiele? Besser, der Held wirkt zunächst müde, einsam, überfordert. Vielleicht auch wie einer, dessen beste Zeit vorbei ist. Ein Hauch von Tragik umweht ihn dann.

All das trifft auf Zidane und Ronaldo zu. Um ihre Plots bei dieser WM zu variieren, war der eine zwischendurch gesperrt, der andere hatte Gewichts- und Gesundheitssorgen.

Die beiden lieferten viele Bilder ihres Leidens: Der erschöpfte, der wütende Zidane. Der massige, der erstarrte Ronaldo. Es gab auch dramatische Momente, zu denen Bilder fehlen, was gut ist, um das Publikum fantasieren zu lassen. Vergeblich fuhren die Kameras Bank und Tribüne ab, als Zidane aussetzen musste, an seinem Geburtstag zumal. Er blieb verschollen.

Noch wilder wurde orakelt, wie es um Ronaldo stehe, als den fern der Kameras Schwindel überkam. Kleiner dramaturgischer Schönheitsfehler: Das Rätselhafte-Krankheit-Drama hat Ronaldo bereits vor acht Jahren gegeben. Auch Zidane bedient sich des ein oder anderen Mittels, das er schon damals einsetzte. Vielleicht sind sie wirklich müde.

Trotzdem haben die Helden die Spannung doch erhöhen können, als sie rechtzeitig vor ihrem Duell noch einmal ihre außergewöhnlichen Kräfte demonstrierten. Mit Toren. Mit Liebkosungen der Ihrigen. Schöne Bilder.

Heute wird einer die traurigen Bilder des Besiegten, der andere die rührenden des Siegers liefern. Im kompletten Drama WM, zweiter Schönheitsfehler, treffen sie sich zu früh. Am Ende könnte auch der Sieger von heute eine vergessene Nebenfigur sein.