SIMON KJAER, WOLFSBURGER NEUZUGANG
: Der Dynamit-Import

■ kickte bei Lund IF, dem AC Horsens und dem FC Midtjylland, bevor er mit 19 zur US Palermo in Italien ging. Foto: dpa

Die Bundesliga importiert gerne aus Dänemark. Denn die Dänen produzieren mit skandinavischer Zuverlässigkeit reihenweise talentierte Fußballer, die durch ihre Mentalität perfekt in das Anforderungsprofil der Bundesligaklubs passen: Weil sie deutsch spielen ohne deutsch zu sein, indem sie Disziplin mit der Explosivität des seit der Europameisterschaft 1992 sprichwörtlichen dänischen Dynamits paaren.

Die Abwehr des VfL Wolfsburg hat im vergangenen Jahr weder das eine noch das andere gezeigt. Kein Wunder also, dass Manager Dieter Hoeneß nach der Verpflichtung seines früheren Herthaner Spielers Arne Friedrich die verbliebene Planstelle in der Innenverteidigung mit Simon Kjær besetzt. Der 21-Jährige, dessen Vater ebenfalls Profifußballer war, gilt als eleganter, und – natürlich – explosiver Zweikämpfer, der bereits über eine für sein Alter eher untypische Souveränität verfügt. 2009 wurde er deshalb auch zum dänischen Talent des Jahres gewählt. Noch vor Arsenal Londons hoch gelobtem Star Nicklas Bendtner. Hoeneß nennt so jemanden „eine Persönlichkeit mit Leader-Qualitäten“.

Wolfsburg hat für diese Persönlichkeit zwölf Millionen Euro nach Palermo überwiesen. Eigentlich viel Geld für ein Talent. Doch mit Kjær hat Wolfsburg einen Spieler geholt, der bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika bewiesen hat, dass ihn auch auf internationalem Niveau nur wenig aus der Ruhe bringen kann. In der Vorrunde gehörte er zu den auffälligsten Dänen. Kjaers Interpretation des modernen Verteidigers erinnerte dabei durch die Konzentration auf das Wesentliche und den bewussten Verzicht auf selbstverliebte Showeffekte an den Grundgedanken der dänischen Dogma-Filme. Er ließ die gegnerischen Stürmer nicht selten als Idioten zurück. Es war kein Zufall, dass Dänemark ohne den gesperrten Kjær gegen Japan mit 3 : 1 unterging.

Hoeneß hat sich diese Spiele angesehen – und danach tief in die Tasche gegriffen. Denn er weiß: Kjær ist eine Investition in die Zukunft. Und importiertes Dynamit hatte eben schon immer seinen Preis.LUCAS VOGELSANG