FDP wählt neuen Chef

Wandsbeker Bezirkschef Schinnenburg mit schwacher Mehrheit gewählt. Umstrittener Schatzmeister abgelöst

Die FDP hat wieder einen Landesvorstand. Am Sonnabend ist der frühere Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion, Wieland Schinnenburg, zum neuen Parteivorsitzenden gewählt worden. Er löst Leif Schrader ab, der vor knapp zwei Monaten mit seinen übrigen VorstandskollegInnen zurückgetreten ist. Auslöser war ein Streit über Fehler bei der Verwaltung der Mitgliedsbeiträge, der ins Grundsätzliche geriet. Am Sonnabend wurde zwar vielfach die Einigkeit des Landesverbandes beschworen. Zugleich wurde klar, dass Hamburgs FDP davon noch weit entfernt ist.

„Ich habe wochenlang mit mir gerungen, ob ich antreten sollte“, bekannte Schinnenburg, Rechtsanwalt und Zahnarzt aus Wandsbek. Im Laufe der Zeit hätten ihn aber immer mehr Mitglieder nach seinen inhaltlichen Vorstellungen gefragt und ihre Mitarbeit „auch erst mal ohne einen Posten“ angeboten. „Da hab’ ich gespürt, es gibt ein Team“, sagte Schinnenburg.

Bei allem Teamwork kündigte er eine straffe Führung an. Er werde Arbeitsaufträge vergeben und deren Ausführung kontrollieren. Er plane ein Fitness- und nicht ein Wellness-Programm für die Partei: „Ich werde allen Quertreibern auf die Füße treten“, drohte er.

Ob seine Wandsbeker Hausmacht dafür ausreicht, ist ungewiss. Als Landesvorsitzender wurde Schinnenburg mit 64 von 106 abgegebenen Stimmen gewählt. Es gab 30 Nein-Stimmen, zwölf Enthaltungen und eine Reihe von Delegierten, die offenbar den Saal verlassen hatten. Bei seinen Redebeiträgen verteilte sich die Begeisterung sehr unterschiedlich im Saal.

Bei der Kür der Stellvertreter erhielt der neu in den Vorstand eingerückte Manager Rolf Salo mit 77 Stimmen das beste Ergebnis. Eva Parbs, Kreisvorsitzende von Alsterdorf/ Winterhude wurde nur mit 46 Stimmen wiedergewählt, der Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen erhielt 66 Stimmen. Er war aufgefordert worden, sich auf sein Mandat zu konzentrieren. „Wir wären der einzige Landesverband der keinen Bundestagsabgeordneten im Vorstand hätte“, konterte Müller-Sönksen.

Der bisherige Schatzmeister Karl-Wilhelm Koch scheiterte mit 23 Stimmen an der Wiederwahl. Zuvor hatte es eine scharfe Debatte gegeben, in der Koch vorgeworfen wurde, er sei „nicht mehr qualifiziert genug für den Posten“. Andere mahnten einen respektvollen Umgang mit dem verdienten Parteifreund an. Die Schuld für das Chaos in der Landesgeschäftsstelle sei nicht ihm alleine anzulasten. In einem Dreivierteljahr muss die FDP ihren Landesvorstand wieder neu wählen. So sieht es die Satzung vor. Gernot Knödler