Geburtstags-Flug endet tragisch

Beim Absturz eines Wasserflugzeugs über Veddel im Hamburger Hafen sterben drei Erwachsene und ein Kind. Der Vater des Kindes und der Pilot, der auch für Greenpeace fliegt, ringen noch um ihr Leben

von Kai von Appen

Jörg Steber war guter Dinge. Es sollte gestern ein ganz normaler Flug des Piloten werden, mit dem Wasserflugzeug über den Hamburg Hafen, ein Angebot für Touristen und Hamburger, die die Stadt einmal aus der Luft sehen wollen. Gewünscht hatte sich so einen Flug ein 12-Jähriger, und gestern bekam er ihn geschenkt, zum Geburtstag, von seinem Vater. Strahlend blauer Himmel und super Temperaturen. 20 Minuten Flug in 600 Metern Höhe verspricht Steber seinen Kunden. Seine Firma heißt „Himmelschreiber“ und Erfahrung im Fliegen hat Steber unter anderem gesammelt als Pilot für die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Um 10.35 Uhr hebt die einmotorige Beaver DHC-2 de Haviland aus der Elbe am Baumwall ab. Bereits nach drei Minuten kommt es laut Feuerwehr zur Katastrophe. Die Maschine stürzt „wie ein Stein vom Himmel“ und zerschellt. Der 12-Jährige Junge und drei Erwachsene verbrannten, der Pilot und der Vater des Jungen wurden lebensgefährlich verletzt. Die Mutter des Kindes hatte nicht mitfliegen wollen und war am Boden geblieben.

Was genau passiert ist, wird nun das Technische Luftfahrtbundesamt aus Braunschweig klären müssen. Augenzeugen berichten, dass der Motor des einmotorigen Fliegers ausgesetzt hat. Jörg Steber habe noch eine Notlandung auf dem Rangierbahnhof Hamburg-Süd versucht, aber ohne Erfolg, da solche Flieger ohne Schubkraft schnell manövrierunfähig werden. „Das Flugzeug ist in einen Güterwaggon geprallt“, berichtet Klaus Gneckow, Brandermittler beim Landeskriminalamt. In den Waggons hätten sich aber keine gefährlichen Güter befunden.

Die Kabine ging sofort in Flammen auf, die Kufen und die Tragflächen der Beaver de Haviland fliegen umher und landen auf dem Gütercontainer. Während vier Menschen verbrennen, können sich der Vater des Jungen und Steber mit Hilfe der Feuerwehr zunächst aus dem brennenden Wrack schwer verletzt retten. „Bei dem Piloten besteht ein Verbrennungsgrad von 80 Prozent. Beim dem Vater von 40 Prozent“, sagt Feuerwehrsprecher Peter Braun. Beide seien per Rettungshubschrauber in die Berufsgenossenschaftliche Klinik Boberg gebracht worden, eine der wenigen, die über spezielle Brandbetten verfügt.

115 Feuerwehrleute sind im Einsatz, davon sind 40 für die psychologische Betreuung der Angehörigen am Bauwall abgeordnet. Die Überlebenschancen für Steber werden gering eingeschätzt: Bei einem Verbrennungsgrad von 80 Prozent ist das Infektionsrisiko selbst bei speziellen Brandbetten hoch.

Steber gehört seit Jahren Greenpeace an. Nach dem phänomenalen Erfolg von Greenpeace, die durch den Einsatz einer Hubschrauber-Crew und der Besetzung der Shell-Bohrinsel Brent Spar eine Umweltkatastrophe verhindern konnten, gehörte er mit dem Greenpace-Aktionsleiter Harald Zindler zu den Leuten, die die Aktionen zu Wasser und in der Luft professionalisierten. Von dem Plan, ein Wasserflugzeug in Betrieb zu nehmen, rückte Greenpeace wieder ab: Er erschien zu kostspielig.