Der schwere Kampf gegen den Allergikerschreck Ambrosia

POLLEN Gefahr im Anflug: Umweltsenatorin Lompscher bittet Bürger um aktive Mithilfe

Der Feind kommt aus Nordamerika. Er reist als blinder Passagier im Vogelfutter über den Atlantik, Erdtransporte und der Fahrtwind der Straßen tragen ihn übers Land. Seine Opfer klagen über Kopfschmerzen, Heuschnupfen und Asthma. Viele unserer europäischen Nachbarn haben den Kampf schon verloren – doch Berlin gibt nicht auf: Gestern präsentierte die Freie Universität Berlin im Botanischen Garten ihr Aktionsprogramm gegen Ambrosia, dem stärksten aller Pollenallergene.

Der Friedberger Biologe und Geograf Dr. Stefan Nawrath nannte die Beifuß-Ambrosia eine „brutale Pflanze“, die keine natürlichen Feinde habe. Die stecknadelgroßen Samen werden vor allem durch Vogelfutterimporte eingeschleppt und über Erdtransporte verbreitet, der Fahrtwind der Autobahnen verteile die Plage „wie durch ein Adersystem“. Er zeigte Bilder von Haferfeldern in Kroatien, in denen mehr Ambrosia als Hafer wächst; in Italien und Frankreich überwuchert das aggressive Unkraut Straßenränder und stillgelegte Flächen.

Seit 2006 verbreitet sich die Plage nun auch in Deutschland. Berlin geht bei der Bekämpfung des Allergikerschrecks voran: Mehr als 150 1-Euro-Jobber suchen täglich nach der bis zu 1,50 Meter großen Grünpflanze. 40 Prozent des Stadtgebiets haben die Ambrosia-Scouts bereits durchkämmt und dabei über 60.000 Pflanzen ausgerissen.

Um die fliegende Gefahr wirklich in den Griff zu bekommen, bittet Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) um die Mithilfe der Bürger. „Melden Sie jede Ambrosiapflanze, die Sie sehen. Und steht sie auf Ihrem Privatgrundstück – reißen Sie sie aus!“ Doch nicht mit der bloßen Hand: Da schon 12 Prozent der Bevölkerung empfindlich auf Ambrosia reagierten, empfiehlt sie Handschuhe und eine Staubschutzmaske.

JULIUS SCHOPHOFF

■ Meldeformular zu Ambrosia-Funden unter ambrosia.met.fu-berlin.de