US-Militär ordert europäische Hubschrauber

Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS schafft den Schritt auf den profitablen Rüstungsmarkt der USA. Das Tochterunternehmen Eurocopter soll 352 Heereshubschrauber liefern. Deal ist mehr als 3 Milliarden Dollar wert

BERLIN taz ■ Olivgrün ist die zweimotorige UH-145, die sich in kürzester Zeit vom Transporthubschrauber in eine neunsitzige VIP-Maschine verwandeln lässt. Und dank einer besonderen Türmechanik kann sie auch bei drehenden Rotorblättern beladen werden. Für den europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ist sie der Schlüssel, der die Tür zum US-amerikanischen Rüstungsmarkt öffnet: Bis zu 352 Hubschrauber vom Typ UH-145 soll die EADS-Tochter Eurocopter in den nächsten acht bis zehn Jahren an die US-Armee liefern. Kassieren wird sie dafür mehr als 3 Milliarden US-Dollar.

Es ist der erste Großauftrag des US-Militärs, bei dem EADS federführend sein wird. „Die Auswahl der UH-145 beweist, dass die USA und Europa im Verteidigungsbereich als echte Partner kooperieren“, sagte Eurocopter-Chef Fabrice Brégier.

Durchgesetzt hatte sich Eurocopter unter anderem gegen ein Bieterkonsortium von US-Rüstungskonzern Lockheed Martin und MD Helicopters. Die EADS-Tochter kooperiert mit dem US-Wettbewerber Sikorsky, der Logistik und Service übernimmt. Gebaut wird die UH-145 in Columbus, Mississippi.

Der Eintritt in den US-Militärmarkt stärkt EADS gegen den Konkurrenten Boeing, der seine zivile Luftsparte gern mit Gewinnen aus dem US-Rüstungsgeschäft quersubventioniert. Gleichzeitig macht der Deal EADS aber auch unabhängiger von seinem zivilen Hauptgewinnbringer Airbus.

Vor allem aber trägt der Auftrag dazu bei, die Ungleichgewichte auf dem transkontinentalen Rüstungsmarkt zu verringern. 2005 gaben allein die USA rund 427 Milliarden Euro für ihr Militär aus. Alle EU-Mitgliedstaaten kamen nur auf etwa 240 Milliarden Euro. Zugleich haben sich US-Unternehmen in Europa einen Marktanteil von gut 20 Prozent erobert. Und Europa hat den Zugang gerade weiter vereinfacht: Seit dem 1. Juli wollen 22 der 25 EU-Staaten Rüstungsaufträge prinzipiell international ausschreiben; ausgenommen sind so genannte sensible Projekte wie Atomwaffen oder Verschlüsselungstechniken. Nur Spanien, Ungarn und Dänemark haben einen entsprechenden „Code of conduct“ nicht unterschrieben. Europäische Unternehmen hingegen kommen in den USA auf nur 1 Prozent der Rüstungsaufträge. Aber auch hier tut sich etwas, seit der Irakkrieg immer teurer wird: Um die Kosten zu kontrollieren, setzen auch die USA bei Ausschreibungen auf mehr Wettbewerb.

Der US-Rüstungsmarkt ist nicht nur wesentlich größer als der europäische, sondern auch profitträchtiger. Das liegt an der Preisberechnung: In den USA können prinzipiell alle Kosten in Rechnung gestellt werden, die Rendite ergibt sich aus einem Aufschlag von durchschnittlich 10 Prozent. Auch der Hubschrauberauftrag gehört zu diesen so genannten Cost-plus-Verträgen. Analysten gehen davon aus, dass die Marge bei gut 12 Prozent liegen dürfte. In Europa vereinbart man dagegen einen Festpreis. Weil die Kosten gerade für Hochtechnologieprodukte schwer zu kalkulieren sind, beträgt die durchschnittliche Rendite nur fünf Prozent. BEATE WILLMS