Sicheres Bad im sauberen See

In Berlin gibt es 40 Badestellen, deren Wasserqualität durch häufige Messungen vom Land überprüft wird. Vor allem die Grunewaldseen und der Tegeler See gelten als sauber. Dennoch ist Vorsicht geboten – etwa nach heftigen Regenfällen

VON SEBASTIAN LEHMANN

Nur das Meer fehlt Berlin – wie oft hört man diesen Satz aus den Mündern der Hauptstädter. Und tatsächlich: Kaum lugt die Sonne vorsichtig hinter den Wolken hervor, zieht es viele Berliner ans Wasser – entweder zum Cocktailschlürfen in eine Strandbar oder zum Schwimmen an eine der 40 Badestellen im Stadtgebiet.

Doch dabei ist Vorsicht geboten: Die EU-Kommission, die Badestellen in den Mitgliedsländern überprüft, bescheinigt Deutschlands Seen zwar zu 94 Prozent ungetrübte Wasserqualität. Allerdings ist der Kommission auch Bedenkliches aufgefallen: Viele Badestellen sind in den vergangenen Jahren einfach geschlossen worden. Die Folge: Die Messungen dort wurden auch eingestellt. Da liegt die Vermutung nahe, dass die Kommunen Geld sparen wollen und dreckige Badestellen schließen, anstatt mit teuren Maßnahmen die Wasserqualität wieder zu verbessern (siehe auch taz vom 21. Juni).

Für Berlin stimme das nicht, sagt Robert Rath, der Sprecher des Landesamtes für Arbeitschutz, Gesundheitschutz und technische Sicherheit (Lagetsi). Zehn Badestellen seien zwar seit der neuen Badeverordnung 2003 geschlossen worden – das hätte aber ganz andere Gründe. Die meisten Stellen, an denen nicht mehr gebadet werden darf, seien nur kleine Baggerseen gewesen. Dort sei Schwimmen ohnehin „nie richtig erlaubt“ gewesen. Zudem habe „niemand den Anspruch, dass dort ein richtiger Badesee entsteht“, so Rath.

Zwei andere Badestellen an der Mündung der Spree im Müggelsee – im Volksmund Teppich und Kamerun genannt – seien aus Sicherheitsgründen geschlossen worden, da dort der Schiffsverkehr in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Der Grunewaldsee, ebenfalls früher ein beliebter Badeort, ist nun ganz den Hunden vorbehalten. Der See liegt mitten in einem Hundeauslaufgebiet. Einzig der Halensee, laut Rath das „Sorgenkind“ der Berliner Seen, wurde wegen problematischer Messwerte geschlossen. Dort werde aber nun eine Gewässersanierung durchgeführt, um die Wasserqualität wieder zu steigern.

Laut dem Landesamt entsprechen sonst alle ausgewiesenen Badestellen den Vorgaben der EU. Trotzdem wird ab und zu einmal eine Stelle geschlossen, wie kürzlich etwa der Weiße See. Das passiere laut Rath aber höchstens dreimal im Jahr an einer Stelle. Verantwortlich für dreckige Seen sei meist organisches Material von der Oberfläche – zum Beispiel Hundekot, Urin oder Essensreste –, das durch Regenwasser in die Seen gespült wird. Rath empfielt, nach Tagen mit starken Regenfällen erst einmal aufs Baden zu verzichten. Nach ein bis zwei Tagen habe sich der See durch seine natürlichen Selbstreinigungskräfte regeneriert.

Ein altes Problem der Berliner Seen ist zudem die Blaualgenbildung im Spätsommer. Zwar ist nur eine kleine Untergattung dieser Algen giftig. Manfred Kraus vom Berliner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sieht hier trotzdem das größte Hindernis für einen ungetrübten Badespaß. Denn das Landesamt messe „nur in der Mitte der Gewässer und nicht am Ufer“, so der Naturschützer. Genau dort kämen die Algen aber meistens vor. Gerade an der Ober- und Unterhavel sowie an der Dahme sei das Wasser durch Algen oft trüb. Für die Wasserqualität dort würde Kraus seine „Hand nicht ins Feuer legen“ – im Gegensatz beispielsweise zu den sauberen Grunewaldseen oder dem Tegeler See.

Aber wem trotz aller Vorsichtsmaßnahmen die Berliner Seen zu trübe sind, kann immer noch an die Ostsee fahren.

Die aktuellen Messwerte – alle zwei Wochen wird geprüft – kann man auf der Homepage des Lagetsi (www.badegewaesser.berlin.de) oder über das Badegewässertelefon (90 21- 60 00) erfahren.