„Unsere Frisur ist eine schöne Frisur“

DIE HAARE taz-Experte Paul Wrusch hat genau so eine fluffige Mähne wie Jogi. Hier verrät er ihr Geheimnis

taz: Herr Wrusch, trägt Jogi Löw eigentlich eine Perücke, wie gern behauptet wird?

Paul Wrusch: Ganz sicher nicht! Das ist der bloße Neid von Männern, die schon mit 25 Geheimratsecken und graue Haare bekommen. Wenn da jemand eine Perücke trägt, ist es Günter Netzer.

Aber gefärbt sind die Haare doch.

Das kann sein, denn gegen graue Haare helfen selbst die besten Fußballer-Gene nicht. Diese Unfarbe ist ja auch nichts Halbes und nichts Ganzes, ein Zwischenton, bedeutungslos. Deshalb tut Herr Löw gut daran, mit einer dunklen Tönung nachzuhelfen. Denn Schwarz bedeutet Machtanspruch, Individualität und Seriosität. Für einen Bundestrainer ideal.

Sie sind halb so alt wie der Bundestrainer, tragen aber die gleiche Frisur. Was ist Ihr Problem?

Das verbitte ich mir!

Jetzt machen Sie hier mal nicht den Netzer. Also, woran liegt’s?

Am Mangel an Alternativen. Ich habe Pferdehaar, wie mir stets von meinem Hairstylisten versichert wird. Die stehen kerzengerade vom Kopf ab, wenn sie nicht eine gewisse Länge haben. Das ist also das Beste, was ich draus machen kann.

Aber bei Jogi ist das doch offensichtlich eine Konzeptfrisur, oder?

Ganz bestimmt. Unsere Frisur ist eine schöne Frisur. So etwas wählt man mit Bedacht. Mit seiner Mähne zeigt er zum einen Modebewusstsein, zum anderen aber auch die Fähigkeit, alte Meister wie Prinz Eisenherz und die Beatles zu interpretieren, ohne dabei altmodisch zu wirken oder etwa sogar lächerlich dazustehen.

Und wie praktisch ist die Jogi-Mähne?

Wenn der Herr Löw morgens aufsteht, muss er das Haar nur einmal schwungvoll-dynamisch zur Seite werfen und es sitzt. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Kein Spray, kein Wachs, kein Schaum – nur Nivea-Shampoo, that’s it.

Was kann die Jogi-Mähne, was die Klinsmann-Frise nicht kann?

Die Haare von Jogi sind so wahnsinnig fluffig. Man konnte bei vielen Spielen sehen, wie sich die Leichtigkeit vom Kopf auf den Platz übertragen hat. Klinsi dagegen hat einen praktischen Haarschnitt to go, genau so langweilig, wie die Jungs seinerzeit spielten.

Trotzdem sind Jogis Jungs am Mittwoch rausgeflogen. Woran lag’s?

Ach, jeder hat mal einen Bad-Hair-Day. INTERVIEW: FRANZISKA SEYBOLDT