Sträfliche Einladung ins Kornfeld

Initiatoren der Gen-Dreck-weg-Kampagne müssen wegen Aufrufs zur Straftat Buße zahlen

BERLIN taz ■ Die Aktion hört sich eigentlich ganz harmlos an: Die beiden Imker Michael Grolm und Jürgen Binder laden ein zum „Tanz in den Mais“. Doch es war ein Deckname – für eine präzise geplante Demonstration gegen Genmais. Die beiden Genkritiker suchten Gleichgesinnte, um ein Feld mit gentechnisch verändertem Mais zu zerstören. Vor einem Jahr war das. Nun wurden sie wegen „öffentlichen Aufrufs zu einer Straftat“ abgemahnt.

Das baden-württembergische Amtsgericht Rottenburg am Neckar verurteilte Grolm zu zehn Tagessätzen à 5 Euro. Binder soll fünfzehn Tagessätze à 20 Euro zahlen. Binder hat nicht nur einen „Feldbefreierinnen-Infobrief“ verfasst, sondern auch die Internetseite www.gendreck-weg.de angemeldet. Dort wurde die Aktion angekündigt: Treffen am Sonntag, 31. Juli, beim Zeltcamp in Strausberg, Brandenburg, anschließend Wanderung zum 50 Hektar großen Maisfeld mitten im Naturpark Märkische Schweiz. Dort werden alle Pflänzchen platt getrampelt.

Gekommen sind dann rund 300 Demonstranten. Doch die Polizei stoppte sie. Sie war längst informiert: Grolm und Binder hatten auch in Zeitungen und im Radio erklärt, das Feld „befreien“ zu wollen. Es ist selten, dass jemand die Sabotage in aller Öffentlichkeit plant – statt im Geheimen. Grolm argumentierte vor Gericht aber über „den Protest nur berichtet“ zu haben. Zu einer Straftat habe er nie aufgerufen. Das Gericht sah das anders.

Auch das Motiv von Grolm und Binder zählte nicht: Die beiden Imker fürchten, dass Genpollen ihren Honig verunreinigt. „Dann kauft ihn keiner mehr“, sagt Grolm. Die Firma Langnese nimmt schon heute keinen Honig mehr aus Kanada, weil dort Genraps wächst. Die Angeklagten finden, ihr Protest sei „Notwehr“ – und gehen in Berufung.

Wer das zahlt? „Werde ich verurteilt, gehe ich in den Knast“, sagt Grolm. Die Kosten für Gericht und Anwalt übernähmen Bürgen. Und die nächste Aktion? „Feldbefreiung am 30. Juli 2006 im brandenburgischen Zehdenick-Badingen“, sagt Grolm. HG