Vorsicht Trinkwasser

Die Grünen halten das Trinkwasser aus der Ruhr für gefährlich. Doch Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) will davon nichts wissen: Es bestehe „kein dramatischer Sanierungsbedarf“

VON STEPHAN GROßE

Wirksamere Methoden zur Trinkwasseraufbereitung fordern die Grünen von Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Anlass ist die starke Belastung der Ruhr mit perfluorierten Tensiden (PFT). „Ihnen ist bekannt, dass die Wasseraufbereitung aus der Ruhr nicht nach dem Stand der Technik erfolgt“, heißt es in dem Schreiben von Johannes Remmel, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im Landtag, an den Minister. Das Hauptproblem sehen die Grünen im Verfahren, wie Trinkwasser an der Ruhr gewonnen wird: Wenig belastetes Regenwasser wird mit Flusswasser der Ruhr vermengt. Gerade in trockenen Sommern würde das Ruhr-Wasser zu 40 Prozent aus Wasser bestehen, dass von Kläranlagen abläuft, mit allen Rückständen, die die dortige Reinigung nicht filtert. „Das bisher angewandte Aufbereitungsverfahren garantiert mit Sicherheit nicht eine Unversehrtheit der Menschen, die dieses Trinkwasser benutzen“, so Remmel. Auch eine kostenlose Abgabe von Mineralwasser an Schwangere und Eltern von Säuglingen in besonders betroffenen Stadtteilen von Arnsberg reiche als Reaktion nicht aus.

Das Umweltministerium widerspricht den Anschuldigungen. „Beim Trinkwasser sehen wir keinen dramatischen Sanierungsbedarf – auch nicht an der Ruhr“, sagt Markus Fliege, Sprecher des Umweltministeriums in Düsseldorf. Die Wasserversorger seien stets bemüht, die Aufbereitung auf dem neuesten Stand zu halten. Trinkwasser sei eines der reinsten Lebensmittel, so Fliege weiter. Die Kosten für modernere Aufbearbeitungstechniken müssten letztlich die Städte und Kommunen bezahlen.

Bei den Wasserversorgern an der Ruhr herrscht ebenfalls Unverständnis über die Grünen: „Die Forderungen sind reichlich grotesk. Wir halten alle Werte der Trinkwasserverordnung ein. PFT ist wohl Stoff des Monats“, sagt Heinz-Otto Heimeier, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr, die für das Trinkwasser verantwortlich sind. Inzwischen werde das Wasser mit Hilfe von Aktivkohle gefiltert, und somit auch von PFT gereinigt.

Der für die Kläranlagen zuständige Ruhrverband weist ebenfalls Remmels Anschuldigungen zurück: „In den letzten 15 Jahren wurden 1,6 Milliarden Euro in unsere Kläranlagen investiert. Sie entsprechen dem Stand der Technik“, sagt Peter Evers, Leiter der Abteilung Abwasserwesen beim Ruhrverband.

Anfang Juni hatten Untersuchungen des Hygiene-Instituts der Universität Bonn ergeben, dass bis zu 600 Nanogram PFT das Wasser von Ruhr und Möhne belasten. Die betroffenen Kreise erkannten allerdings keine akute Gesundheitsgefahr. Sie empfahlen dennoch, Babynahrung nicht mit Leitungswasser zuzubereiten. Mitte Juni sprach sich die Trinkwasserkommission des Umweltbundesamtes für einen neuen Zielwert von 100 Nanogramm pro Liter Wasser aus. PFT ist in zahlreichen Alltagsgegenständen wie beschichtetem Papier und Reinigungsmittel enthalten. Grenzwerte gibt es nicht.