Raus aus dem Kaff

SCHRÄG Das Festival „Unknown Pleasures“ versammelt Independent-Filme aus den USA. Eine Auswahl davon ist nun im Hamburger B-Movie zu sehen

Auch wenn die Filmfestivals in Cannes, Berlin, Venedig und Toronto den Rahm abschöpfen, gibt es noch genug schräge, experimentelle und unbequeme Filme aus der zweiten Reihe der amerikanischen Filmproduktion. Das macht sich das kleine Berliner Festival „Unknown Pleasures“ zu eigen. Nun geht eine Auswahl der dort gezeigten Filme auf Tour durch Europa. Ein Grund dafür ist sicher, dass jetzt nicht mehr ein paar Dutzende Filmrollen, sondern nur ein paar Festplatten auf die Reise geschickt werden müssen. Vom 16. bis 19. Januar sind die Filme im Hamburger B-Movie zu sehen.

Das Festival beginnt mit einem Film über die fließenden Grenzen zwischen Internet und Kino. Die Filmemacherin Joanna Arnow hat für ihren Debütfilm „I hate myself :)“ Szenen aus ihrer Beziehung mit einem jungen Texaner gefilmt und diese dann ins Netz gestellt. Dadurch veränderte sich auch das Verhältnis zu ihren Eltern, denen es Schwierigkeiten machte zu sehen, wie ihre Tochter online erwachsen wird.

Im Mittelpunkt von Mike Otts „Pearblossom Hwy“ steht ein gegensätzliches Paar. Während Cory ständig redet, schweigt Atsuko beharrlich. Beide verbindet die Sehnsucht, aus ihrem Kaff in Kalifornien herauszukommen. Er macht dafür Video-Aufnahmen von sich, mit denen er sich bei einer Reality-Show bewerben will und sie arbeitet als Callgirl in einem Motel.

„Peoples Park“ von Libbie D. Cohn und J.P. Sniadeki besteht aus einer einzigen, 78-minütigen Kamerafahrt durch den Vergnügungspark im chinesischen Chengdu. Er zeigt, wie die Menschen sich an einem Samstagnachmittag erholen, wie sie tanzen, Tee trinken und spazieren gehen. Und wie sie ebenso neugierig in die auf sie gerichtete Kamera blicken wie das Publikum auf die Leinwand.

„Soft in the Head“ von Nathan Silver zeigt, wie schnell ein Mensch den Boden unter den Füßen verlieren kann. Nach einem Streit mit ihrem Freund wird Nathalie von diesem aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. Sie findet Unterschlupf bei Freunden, aber nachdem sie zu trinken anfängt, geht es mit ihr bergab, bis sie in einem Obdachlosenasyl landet.

Die Dokumentation „An Injury To One“ von Travis Wilkerson untersucht die Hintergründe des Mords an dem Gewerkschaftler Frank Little in der Kupferminenstadt Butte. Heute ist der Ort eine riesige Industrie-Ruine. Wilkerson arbeitet mit Archivaufnahmen über den Fall und kontrastiert sie mit Aufnahmen vom heutigen Butte. HIP

„Unknown Pleasures“: 16. bis 19. Januar, B-Movie, Hamburg