neulich bei heideggers von PETER KÖHLER
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Das neue Erdenwesen war zur Welt gekommen. Nun war es als Seiendes entborgen im Zeit-Raum, welcher das Offene meint, das im Einander-sich-Reichen von Vergegenwart, Ankunft und Zugangenheit sich lichtet.

„Es ist ein Baby!“, riefen die dienstbaren Schwestern und kündeten den An-Wesenden die Botschaft vom lauthals Seienden. „Dürfen wir das Andere, Nie-Gewesene sehen?“, fragten die hörenden Angehörigen, um das Sein-Gewordene, das Geworden-Werdende zu schauen.

Der Arzt, artig von Art, bejahte, denn die Geburt war einfach ge-wesen. „Die Wehen setzten ein, und dann kam das ausgetretene Inwendige als das sich entbergende Geborgene heraus, wissen Sie.“

Die Eltern erklärten sich bereit, das ins Sosein des Daseins geworfene Wesen der Fremdheit zu entfremden und ins Behauste zu führen, um es zu waschen, zu warten und zu windeln. „Die Rede vom In-der-Welt-Sein ist keine Feststellung des faktischen Vorkommens von Dasein“, so der Vater. „Aber irgendwo muss es ja hin!“

Außerstande, sein Werden selbst zu besorgen, liegt das geschöpflich Geschaffene fortan in der Wiege und lässt sich vorne und hinten bedienen. Kein Wort des Dankes kommt über seine Lippen, denn es entsagt dem Wort: Seine Laute entsinken nicht in das platte Unvermögen des Sprechens. „Aber ist überhaupt ein Ding, wo das Wort fehlt?“, fragt ein Onkel. „Vielleicht schon“, erwidert die Großmama, „wenn wir das Dinghafte des Dings als Sein denken und das Sein ganz einfach im Sinne von Anwesen.“ – „Ach so“, begreift der Onkel, bevor er seine An-Wartschaft als Pate an-meldet.

So ergreift nun das seiende Werdende das Dinghafte der Dinge, ohne mit Begriffen das Sein auch zu be-greifen; auch kann es nicht einmal die teilenden und zu-teilenden Werk-Zeuge halten, M-esser und Gabe-l. Ohne Manieren als der Formgebung des Sinnlosen west das Ich-Werdende dahin, reagierend nur auf einfachste Laute und Handlungen. Die Mutter: „Das wird schon! Die Welt ist schließlich die sich öffnende Offenheit der weiten Bahnen im Geschick eines geschichtlichen Menschen.“

„Und wie ist das mit dem Sein?“, fragt die ältere Tochter, die bereits in die erste Klasse geht. „Nun, das Sein her-stellen heißt: es ins Offene bringen als das sich Verschließende.“ – „Ja, leuchtet mir ein.“ – „Und das Seiende steht im Sein.“ – „Klar, durch das Sein geht ja ein verhülltes Verhängnis!“ – „Aber inmitten des Seienden im Ganzen west eine offene Stelle, eine lichtende Mitte.“ – „Genau, Mama, und das Seiende kann als Seiendes nur sein, wenn es in das Gelichtete dieser Lichtung herein- und hinaussteht.“ – „Bravo, mein Töchterlein!“

Aber Sein ist nichts Zeitliches, und wird doch als Anwesenheit durch Zeit bestimmt. Stets auf die Hilfe anderer angewiesen und zum Gehen, selbst zum Sitzen außerstande, west das Geworden-Werdende, das Gewesen-Wordene und Gewerdend-Verwordende auf seinem langen Weg durch Raum und Zeit vom Wesen zum Unwesen hin zum Ende. Denn Zeit ist kein Ding, bleibt aber in ihrem Vergehen ständig, welche das Geschlossene meint, das im Einander-sich- Nehmen von Vergegenheit und Zugangenkunft sich nichtet.