Ein bärtiges Zeichen wider den Wandel

KUBA Fidel Castro tritt wieder im Fernsehen auf. Ein Signal: Der Alte ist noch da und hat alles fest im Griff

BERLIN taz | Fidel Castro ist zurück. Zum ersten Mal seit seiner Darmoperation im Juli 2006 nahm Castro am Montagabend im Fernsehen wieder am Polit-Talk „Mesa redonda“ (Runder Tisch) teil.

Eigentlich war es kein runder Tisch: Nur der Interviewer Randy Alonso saß Fidel Castro gegenüber. Der bald 84-Jährige benahm sich, als wäre er nicht vor vier Jahren dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen und seither in der Rekonvaleszenz verschwunden. Er gestikulierte wild wie eh und je, wühlte in Papieren, verwirrte sein Gegenüber mit vielen Details und verhedderte sich immer wieder in seinen langen Sätzen.

Gesprochen hat Castro vor allem über seinen Erzfeind USA und dass dieser auf der koreanischen Halbinsel und im Iran einen Atomkrieg provoziere. Kein Wort zur gerade begonnenen Freilassung von 52 politischen Gefangenen, die er im März 2003 hatte einkerkern lassen. Aber genau dies dürfte der Grund des Auftritts gewesen sein. Der jüngere Bruder Raúl, seit Februar 2008 als Nachfolger mit dem Amt des Staatschefs betraut, hatte die Haftentlassungen mit dem katholischen Bischof von Havanna ausgehandelt und die ersten Befreiten gleich nach Spanien ins Exil geschickt.

Der Auftritt Fidel Castros machte nun den Kubanern klar, dass damit noch lange keine Zeit der politischen Lockerung beginnt. Er zeigt: Der Alte ist noch da und hat das Heft in der Hand. Für den sanften Übergang in die Zeit nach Fidel Castro aber war dieser Auftritt ein Rückschlag.

TONI KEPPELER