Einsperren als Ultima Ratio

HEIME Die Sozialbehörde bestreitet einen Kurswechsel. Man plane die Vermeidung von geschlossener Unterbringung, aber auch ein neues Heim

Die Hamburger Sozialbehörde bestreitet, dass es einen Kurswechsel beim Thema Geschlossene Unterbringung gibt. Der NDR hatte von einem Behördenpapier berichtet, demzufolge es künftig einen Träger-Verbund geben soll, der „kriminell gewordene Jugendliche noch engmaschiger als bisher betreut“. Von einem neuen geschlossenen Heim, wie es SPD-Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) nach Schließung der brandenburgischen Haasenburg-Heime angekündigt hatte, sei darin keine Rede.

Grüne-Abgeordnete Christiane Blömeke vermutet eine Kehrtwende: „Die SPD will offenbar kein geschlossenes Heim mehr.“ Es sei erfreulich, dass Scheele wohl zur Einsicht gelange, „dass geschlossene Unterbringung Kindern mehr schadet als nützt“.

Doch Behördensprecher Marcel Schweitzer spricht von einer Falschmeldung. Es gebe keinen Kurswechsel. Das zitierte Behördenpapier betreffe Gespräche mit verschiedenen Hamburger Trägern über Angebote für eine offene Unterbringung. Schweitzer: „Solche Angebote sind nichts Außergewöhnliches, sondern Alltag. Das hat mit der geschlossenen Unterbringung nichts zu tun.“ Es gehe konkret um eine „Koordinierungsstelle für Kinder mit komplexen Hilfebedarfen“. Ziel sei es, mit flexiblen Settings für junge Menschen eine geschlossene Unterbringung zu vermeiden.

„Geschlossene Unterbringung kommt in diesem Papier nicht vor, weil diese Träger geschlossene Unterbringung ablehnen“, so Schweitzer. Diese Form werde als „Ultima Ratio“ aber dennoch benötigt. „Wir haben Kinder mit einem entsprechenden Beschluss, die nicht untergebracht werden können.“ Hierzu führe man Gespräche mit Trägern aus anderen Bundesländern. Einer habe bereits gesagt, er könne sich vorstellen, im Norden so etwas zu machen.  KAJ