hamburger szene
: Wer hat, der gebe

„Hastu ma ‘n bisschen Kleingeld für‘n Bier?“ Zwei schlaksige Punks sitzen im Schatten eines Baumes und sehen mich interessiert an. Ich presse ein „Sorry“ heraus. Das ist zwar gelogen, aber ich stapfe gerade bei 30 Grad über den Strand am Eichbaumsee, es ist windstill und der Sand unter meinen Füßen macht aus normaler Fortbewegung Hochleistungssport: „Kein‘ Bock“, mehr zu gehen als nötig. „Vielleicht ‘ne Kippe?“ Ich schüttele freundlich den Kopf: Die habe ich wirklich nicht. Der eine lässt nicht locker: „Kann ich deine Sonnenbrille haben?“ Ich bewege mich wie auf Treibsand, weit davon entfernt, den Schnorr-Radius der beiden zu verlassen. Also bleibe ich stehen. „Nee, die nun wirklich nicht.“

Schlaff hängen den beiden die Irokesenschnitte ins Gesicht. Ihre Batik-Shirts leuchten psychedelisch. Vor ihnen stehen: eine orangefarbene, eine grüne und eine violette Wasserpfeife. „So ‘ne große Tasche, und nix drin?“ Ich überlege einen Moment. In meiner Tasche sind: Portemonnaie, Handy, Digitalkamera und: „‘n Handtuch hab‘ ich!“, entgegne ich siegessicher. „Nehm‘ ich auch“, erwidert der eine zu meinem Erstaunen. Ich: „Ich will aber noch baden!“

Enttäuscht wenden sich die beiden wieder ihrer Pfeifensammlung zu. Schlechten Gewissens ziehe ich weiter. Ist mir meine Sonnenbrille wirklich so wichtig? Bald wäscht ein Sturzbach vom Himmel alle Selbstzweifel weg: Sonnenbrille? Einen Regenschirm, den hätten die beiden gebraucht! MATHIAS BECKER